Der Bestand der Mehlschwalben in Potsdam ist dieses Jahr um rund 30 bis 40 Prozent zurückgegangen

Wer in der Nähe von Bauernhöfen, Ställen und alten Häusern aufgewachsen ist, kennt sie gut: Schwalben und ihre kugeligen Nester unter Dachgiebeln und Fenstersimsen. Nicht wenige schauen den kleinen Vögeln immer wieder fasziniert dabei zu, wie sie in halsbrecherischen Flugmanövern elegant und blitzschnell auf der Jagd nach Insekten durch den Abendhimmel schwirren. Es wird jedoch immer schwerer, Schwalben zu beobachten, denn die geschützten Tiere machen gerade schwere Zeiten durch: Insbesondere der Bestand der Mehlschwalben in Potsdam ist dieses Jahr um rund 30 bis 40 Prozent zurückgegangen. Diese Schätzung geht auf Beobachtungen von Manfred Pohl zurück, Mitglied des Potsdamer Kreisverbandes des Naturschutzbundes (Nabu) und Mitglied der örtlichen Fachgruppe Ornithologie: „Zum Beispiel gab es seit Jahren eine Mehlschwalben-Kolonie mit 10 bis 15 Nestern an der Statue am nördlichen Ende der Ricarda-Huch-Straße – die sind alle leer, ein Totalausfall.“ Ähnliche Verluste hat Pohl auch bei anderen Mehlschwalben-Nestern registriert.

Was die Ursache für diesen dramatischen Rückgang sein könnte, darüber kann Pohl nur spekulieren:
Ein Grund sei der Mangel an Futter, sprich: Insekten. Durch das immer intensivere Sprühen von Pestiziden in der Landwirtschaft finden die Vögel logischerweise auch weniger Nahrung. „Das kann man bereits an der Windschutzscheibe seines Autos sehen“, sagt Pohl. „Früher musste man die Scheibe spätestens nach hundert Kilometern von toten Insekten säubern, heute fliegen kaum noch welche gegen die Scheibe.“

Zum Teil sind Schwalben aber auch schlicht unerwünscht: Bei vielen Hausbesitzern sind sie wegen des Kots, der Wände und Böden beschmutzt, unbeliebt und werden durch bauliche Maßnahmen am Nisten gehindert. Das ist problematisch, denn Schwalben sind sogenannte Kulturfolger, ihr natürlicher Lebensraum sind vom Menschen erbaute Gebäude. In Einzelfällen werden Nester sogar entfernt – was verboten ist, denn die Tiere stehen unter Schutz.

Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten, 05.09.2016
http://www.pnn.de/potsdam/1109949/