Wissenschaftler empfehlen eine zurückhaltende Fungizidanwendung, um ungeplante Futterbelastungen der Honigbienen zu vermeiden

Die Behandlung von Nutzpflanzen mit Fungiziden gilt in Imkerkreisen gemeinhin als ungefährlich für Honigbienen. Viele Imker lassen sich dadurch beruhigen, dass nicht direkt in die Beuten gespritzt wird. Inwieweit die Annahmen und Hoffnungen der Realität entsprechen, haben Wissenschaftler für den Fall der Spritzungen bei der Mandelblüten näher untersucht. Honigbienen tragen jährlich Milliarden-Summen zur Wirtschaftsleistung durch die Bestäubung großer landwirtschaftlicher Kulturen bei. Manche Anbaugebiete wie die für Mandeln in den USA sind fast vollständig auf die Bestäubung durch Honigbienen angewiesen. Dabei gelangen eine Vielzahl von Agrochemikalien zum Einsatz, um Schädlinge und Pathogene in den riesigen Monokulturen in den Griff zu bekommen. Fungizide werden oft in Kombination mit anderen Produkten angewendet, da Pilzpathogene während der Mandelblüte gefürchtet sind. Die Auswirkungen von Fungiziden auf die Gesundheit von Honigbienen sind bisher unterschiedlich beurteilt worden. Die Effekte einiger der beliebtesten Fungizide während der kalifornischen Mandelblüte im Jahr 2012 haben Wissenschaftler näher untersucht. Die Fungizide der Untersuchung waren Iprodione 2SE Select von Prime Source mit einem Wirkstoffgehalt von 23,8 % Iprodion, Pristine von BASF mit 25,2 % Boscalid und 12,8 % Pyraclostrobin sowie Quadris von Syngenta mit einem wirksamen Anteil von 22,9 % Azoxytrobin. Honigbienen wurden im Labor feldrelevanten Dosen ausgesetzt, während die Insekten der Vergleichsgruppe keinen Belastungen ausgesetzt wurden. Im Ergebnis zeigten die behandelten Honigbienen eine auffallend verringerte Überlebensrate, wenn sie Iprodione 2SE Select ausgesetzt waren oder einer Mischung von Iprodione 2SE mit Pristine und Quadris.

Aus früheren Studien weiß man, dass sich die Fungizide auch im Wachs der Völker ablagern und dort zu einer dauerhaften Belastung durch Pestizide werden können. Die Wissenschaftler empfehlen eine zurückhaltenden Fungizidanwendung, um ungeplante Futterbelastungen der Honigbienen durch diese Chemikalien zu vermeiden. Im Idealfall erfolgt eine Behandlung außerhalb der Flugzeiten.

Die meisten der Wirkstoffe der untersuchten Fungizide sind auch hier zu Lande erhältlich, teilweise sogar in den meisten Baumärkten. Azoxytrobin etwa wird von verschiedenen Unternehmen unter unterschiedlichen Produktnamen in den Handel gebracht, die als „nicht bienengefährlich“ (B4) eingestuft sind.

Literaturstelle:
Adrian Fisher, Chet Coleman, Clint Hoffmann, Brad Fritz, Juliana Rangel; The Synergistic Effects of Almond Protection Fungicides on Honey Bee (Hymenoptera: Apidae) Forager Survival. J Econ Entomol 2017 tox031. doi: 10.1093/jee/tox031

Quelle: Bienennachrichten. de, 29.03.17
https://bienen-nachrichten.de/2017/fungizide-der-mandelbl%C3%BCte/139