In Nordspanien tötet eine Gruppe nah verwandter Viren unzählige Amphibien. Die zu den Ranaviren gehörenden Erreger befallen unter anderem Frösche, Kröten und Salamander. Sie verursachen regelrechte Massensterben. Am schlimmsten betroffen seien die Geburtshelferkröte, die Erdkröte sowie der Bergmolch, berichten Wissenschaftler im Fachblatt „Current Biology“. Besorgniserregend sei, dass einzelne Virentypen aus der Gruppe mehrere unterschiedliche Arten von Amphibien befallen. Dies könne katastrophale Folgen für die Amphibien-Gemeinschaften und ihre Ökosysteme haben. Zur Gattung Ranavirus gehören mehrere Arten von Viren. Sie infizieren Fische und Reptilien, sind aber vor allem als tödliche Gefahr für Amphibien in Amerika, Europa, Asien und Australien bekannt. Die Forscher um Stephen Price von der Zoological Society of London hatten die Entwicklung der Amphibien-Populationen vor allem im Picos de Europa-Nationalpark in Nordspanien verfolgt. Nachdem sie im Jahr 2005 erstmals ein Massensterben aufgrund einer Ranavirus-Infektion festgestellt hatten, begannen sie den Bestand von sechs Arten von Amphibien einmal jährlich an unterschiedlichen Orten im Nationalpark zu überwachen.
Die Wissenschaftler fanden bei ihren Expeditionen regelmäßig kranke und verstorbene Tiere aller Altersklassen und von allen sechs untersuchten Arten. Genetische Analysen ergaben, dass alle betroffenen Tiere mit einem Ranavirus infiziert waren, meist mit dem „Common midwife toad virus“, kurz CMTV. Die Forscher glauben, dass dieses Virus ein einziges Mal in den Park gelangte – womöglich im Gefolge des Menschen – und sich dann ausbreitete.
In Galizien, 200 Kilometer weiter westlich, fanden die Forscher ein weiteres, sehr nah verwandtes Ranavirus, genannt Bosca’s newt virus (BNV). Es befiel dort unter anderem zwei Arten von Schwanzlurchen. Ein drittes festgestelltes Virus aus der Gruppe der Ranaviren zeigte sich weniger aggressiv.
Einige infizierte Arten könnten aussterben
„Die Fähigkeit dieser Viren, verschiedene Arten zu infizieren, beinhaltet die Möglichkeit, dass einige dieser Arten infolge der Infektion aussterben“, wird der Erstautor Stephen Price in einer Mitteilung zur Studie zitiert. „Krankheitserreger, die mehr als einen Wirt befallen können, sind in der Lage, sich zu erhalten, selbst wenn die Zahl eines ihrer Wirte abnimmt oder dieser ganz verschwindet. Denn es gibt ja noch weitere empfängliche Wirte.“
Amphibien sind in vielen Regionen der Welt bedroht, seit einigen Jahrzehnten wird ein regelrechtes Amphibiensterben festgestellt. Die Ursache hierfür ist vermutlich unter anderem die Ausbreitung des sogenannten Chytridpilzes (Batrachochytrium dendrobatidis), der die Amphibien befällt und die Schutzfunktion ihrer Haut beeinträchtigt.
Amphibien sind weltweit gefährdet
Vermutlich tragen aber noch andere Faktoren dazu bei, wie die Verkleinerung und Zerstörung der Lebensräume von Amphibien, Pestizide aus der Landwirtschaft und der Klimawandel. In Deutschland steht laut Umweltbundesamt (UBA) mehr als die Hälfte der Frösche, Kröten und Molche auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Amphibien gelten als weltweit am stärksten gefährdete Wirbeltiere.
Quelle: Focus, 18.10.2014
http://www.focus.de/wissen/videos/infektion-mit-katastrophalen-folgen-v…
Textquelle: dpa
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