Wenn es im Herbst ab und an in der Hecke raschelt, dann sucht wahrscheinlich ein kleiner Igel Deckung und wühlt sich unter die Blätterhaufen. Vielleicht sucht er hier auch nach einer Schnecke, um seinen Hunger zu vertreiben. Roland Seime ist der Mann, der sich im Saale-Holzland-Kreis und Jena um Igeljunge kümmert, die den Herbst alleine nicht überleben würden. Er nimmt sie bei sich auf und pflegt sie in seiner Igelstation in Jena-Winzerla. Zur Zeit wachen seine kleinsten Igeljungen aus dem Winterschlaf auf. "Sie haben Hunger und müssen fressen", sagt er. Die kleinen Tiere sind auf Futtersuche, weshalb es sein kann, dass man sie am Tag auch in der freien Wildbahn sieht. Denn eigentlich sind Igel nachtaktiv und wollen sich tagsüber verstecken und schlafen. Roland Seime hält zwei Jungtiere in seinen Händen, die es jeweils gerade einmal auf 400 Gramm bringen. "Sie sind schon wach, um nach Nahrung zu suchen", sagt er. "Sonst würden sie nicht überleben."
Ihre älteren und stärkeren Gefährten schlafen derzeit aber noch - sie haben genug Fettreserven. Seine aufgewachten Igeljungen bringt er auch zum Tierarzt, um Krankheiten auszuschließen und überprüfen zu lassen, ob sie stark genug für das Leben in Freiheit sind. Seine Kleinen füttert er regelmäßig in der Igelstation. Namen gibt er ihnen nicht, sagt er. Es seien schließlich Wildtiere. Unterscheiden kann er sie aber trotzdem.
"Ich habe derzeit 24 Igel und hoffe, dass ich sie alle durchbringe", sagt Roland Seime. Zwar ist es zur Zeit schon warm. Aber wenn es zu kalt ist, dann finden sie keine Würmer und Schnecken - ihre Leibspeise. Die dickeren Igel schlafen noch. Bei starken Tieren bis 1000 Gramm reichen deren Fettreserven soweit, dass sie erst im April munter werden.
Seine übrigen noch schlafenden Tiere lässt er in Ruhe. "Es wäre Stress für sie, wenn ich sie wecken würde", meint der Experte, der sich beim Naturschutzbund im Saale-HolzlandKreis schon fünf Jahre um Igel kümmert und seit zehn Jahren den Naturschutzbund ehrenamtlich unterstützt.
"Das Gras kauf ich selbst", sagt er. Und auch die Boxen, in denen er die kleinen Igel transportiert, hat er selbst finanziert.
Im letzten Jahr hat der lange und kalte Winter der Igelpopulation stark zugesetzt. "Aufgrund der Kälte sind viele Tiere gestorben", sagte Roland Seime schon im vergangenen Oktober. "Die Igel sind sehr spät geschlechtsreif geworden." Doch sie müssen erst zu Gewicht kommen, bevor sie paarungsreif werden. So gab es im letzten Jahr sehr späte Würfe, die erst Mitte beziehungsweise Ende September erfolgten. Die Jungen wogen da meist nur 40 bis 60 Gramm. "Diese durchzukriegen ist ein Problem", sagte Roland Seime.
Er sieht im gesamten Saale-Holzland-Kreis den Igelbestand etwas rückläufig. Im Eisenberger Mühltal und in Bad Klosterlausnitz sind die Bestände etwa gleich geblieben. In der Camburger Gegend und Schkölen sind sie hingegen rückläufig. Schuld sind Monokulturen in der Landwirtschaft und eingesetzte Pestizide. Die Igel fressen zum Teil vergiftete Mäuse.
Quelle:Ostthueringer Zeitung, 16.03.2014
http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/24-Junge-Igel-in-Jena-be…
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