Umweltbundesamt macht die Landwirtschaft für den schlechten Zustand unserer Böden, des Grundwassers und der biologischen Vielfalt verantwortlich

Warum verlieren wir jedes Jahr weltweit 24 Milliarden Tonnen fruchtbaren Boden? Welche Landwirtschaft brauchen wir, um unsere Böden langfristig gesund zu erhalten? Um solche Fragen zu diskutieren, treffen sich vom 19. bis zum 23. April 2015 mehr als 450 Teilnehmer aus Politik Forschung und Praxis auf der 3. Global Soil Week in Berlin. Dazu passend veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) jüngst einen aufrüttelnden Hintergrundbericht zur Landwirtschaft in Deutschland - und deren Folgen für die Böden. Der Tenor: Stickstoff, Phosphor, Schwermetalle - unsere Landwirte holen zwar das Mögliche aus den Böden heraus. Aber sie tun es nicht nachhaltig. Der übermäßige Einsatz von Mineraldüngern, Gülle und Pestiziden macht die Böden auf Dauer krank. Und schädigt auch das Grundwasser, das Klima und die Artenvielfalt auf den Feldern.

Beispiel Stickstoff: Die Landwirtschaft ist mit 57 Prozent die bei weitem größte Quelle von Stickstoff in der Umwelt. Und jedes Jahr werden pro Hektar durchschnittlich 97 Kilogramm mehr auf die Äcker gebracht als die Pflanzen aufnehmen können.

"Insgesamt ist die intensive Landwirtschaft zu einem der Hauptverursacher für Umwelteinträge verschiedener Stoffe wie Stickstoff, Phosphor, Pflanzenschutzmittel und Schwermetalle in die Umwelt und deren Auswirkungen auf die Vielfalt der Lebensgemeinschaften in der Agrarlandschaft geworden. Sie ist verantwortlich dafür, dass rechtlich verbindliche Umweltqualitätsziele nicht erreicht wurden und werden. Die derzeitige Entwicklung lässt auch nicht erkennen, dass eine baldige Trendumkehr zu erwarten wäre“, bemängeln die Autoren in ungewöhnlich scharfer Form.

Auch das in der Nationalen Biodiversitätsstrategie festgelegte Ziel, den Artenschwund in der Agrarlandschaft bis 2020 (ursprünglich: 2010) zu stoppen, scheint demnach in Frage gestellt.

Um die Umweltbelastungen zu reduzieren, fordern die Autoren einen effizienteren Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Und eine verstärkte Förderung der ökologischen Landwirtschaft, die etwa durch den Verzicht auf Mineraldünger und chemisch-synthetische Pestizide und die Flächenbindung bei der Tierhaltung die Umwelt entlaste.

Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln wachse stetig, nicht jedoch die Flächen, auf denen in Deutschland nach den Richtlinien des Ökolandbaus gewirtschaftet werde. Hier, so die Autoren, müsse die Politik Anreize schaffen. "Viele Landwirte sind nur dann bereit auf eine ökologische Wirtschaftsweise umzustellen, wenn die Förderung ausreicht und verlässlich ist. Hierfür sollten entsprechende Anreize gesetzt und für Planungssicherheit gesorgt werden. Je schneller dies geschieht, desto früher lässt sich das in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung formulierte Ziel umsetzen, die Ökolandbaufläche in Deutschland auf 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche auszudehnen", heißt es in dem Hintergrundpapier.
Quelle: GEO, 16.04.2015
http://www.geo.de/GEO/natur/oekologie/nachhaltigkeit-landwirtschaft-bel…