Spritzmittel machen Insekten und Wildkräutern den Garaus und entziehen Brutvögeln damit ihre Nahrungsgrundlage

Alle fünf Jahre wird die Rote Liste für Vögel aktualisiert, die seit 1971 erscheint. 2008 wurde eine neue Kategorie eingeführt, die sogenannte Vorwarnliste. Sie führt Vögel, die noch nicht akut gefährdet sind, deren Rückgang aber zum Teil dramatisch ist. Sie liest sich wie das "Who's who" unserer bekanntesten Gartenfreunde. Sorgen machen muss man sich unter anderem um das Blaukehlchen und den Kuckuck, den Pirol und die Rauchschwalbe, das Teichhuhn und den Wespenbussard - und den Spatz!`Bisher wenig beachtet, tragen Pestizide aus der Landwirtschaft dazu bei, dass unsere Singvögel bedroht sind. In Deutschland werden Ackerbauflächen hauptsächlich als Monokulturen betrieben. Doch so schön beispielsweise riesige Rapsfelder auch anmuten, sie sind anfällig für Schädlinge. Daher werden im großen Stil Pestizide auf die Felder aufgebracht: Insektizide gegen Fraßschädlinge, Herbizide gegen Unkräuter, Fungizide gegen Pilzbefall der Pflanzen. Diese effektiven Spritzmittel machen Insekten und Wildkräutern den Garaus und entziehen Brutvögeln damit ihre Nahrungsgrundlage. Die Zunahme der intensiven Landwirtschaft und zahlreiche Agrargifte bedrohen vor allem Arten, die das Grünland besiedeln, wie Kiebitz oder Wiesenpieper.

Durch den Rückgang des Futterangebots kommt es zu einem drastischen Rückgang der Wildvogelpopulationen. Einer Studie britischer Forscher von November 2014 zufolge ist die Zahl der Vögel in Europa in den vergangenen 30 Jahren um rund 421 Millionen zurückgegangen. Zu etwa 90 Prozent betrifft der Rückgang demnach gewöhnliche Arten wie Spatzen, Stare, Lerchen und Rebhühner. Für 16 Arten wie den Gänsegeier, den Schlangenadler oder das Zwergsumpfhuhn kommt jede Hilfe zu spät. Sie sind in Deutschland ausgestorben. Jede achte Vogelart ist akut bedroht.
Quelle: BR, 03.11.14
http://www.br.de/themen/wissen/rote-liste-artenschwund-voegel-100.html