Schwalben machen sich in den Dörfern rar

"Wo sind die Schwalben geblieben?" Günther Oppermann (84) ist traurig und ratlos zugleich, wenn er von seinem Wohnhaus gegenüber dem Altlangsower Pfarrhaus zum ehemaligen Pflückerhaus in seinem Garten geht. Das stallähnliche Gebäude, das an die Zeit erinnert, da dort Gänse gemästet wurden, war alljährlich Brutstätte für Rauchschwalben. Vor vier Jahren, als Oppermann schon einmal in der MOZ vom Rückzug der Vögel aus dem Oderbruch berichtet hatte, "wohnten" noch drei Rauchschwalbenpaare im Pflückerhaus, die es bis auf zwei Bruten jährlich brachten. Die erste Brut bescherte meist fünf Küken, die zweite drei bis vier. Und alle wurden satt und flügge. Im vergangenen Jahr war nur noch ein Paar gekommen und hatte Mitte Mai noch fünf Junge, eine zweite Brut blieb aus. Jetzt blieb das Pflückerhaus leer. Vor zwei Wochen las Oppermann eine tote Schwalbe auf. Nur eine einsame Schwalbe segelte noch durch den Garten. "Die Fensterscheiben des Pflückerhauses sind sonst immer ganz bekleckert. Das war stets das Zeichen für ein lebendiges Schwalbenhaus", zeigt er bedauernd auf die nahezu sauberen Scheiben.

Der ehemalige Sportlehrer ist Hobby-Ornithologe und hat 54 Jahre lang als ehrenamtlicher Vogelberinger für die Vogelwarte "Hiddensee" gearbeitet. Seit er 1973 nach Frankfurt und von dort vor 20 Jahren ins Oderbruch, nach Altlangsow, gezogen war, beobachtet er die Entwicklung der Vogelwelt, macht Aufzeichnungen und notiert die Veränderungen. Somit kann er zwar ein ganz gutes Bild vom Rückgang der Artenvielfalt zeichnen. Aber das Ausbleiben der Schwalben ist für ihn ein so großer Einschnitt, dass er nach Erklärungen sucht. Denn so viel habe sich in der Umwelt nicht geändert, weiß er. Die moderne Landwirtschaft setzt seit vielen Jahren ihre Mittel ein. Die Nistmöglichkeiten haben sich nicht geändert. Sollte es am fehlenden Nahrungsangebot liegen? Wurden zu viele Insekten totgespritzt?

Quelle: Märkische Online Zeitung, 14.07.16
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1499003