Der US Government Fish and Wildlife Service hat soeben für alle Naturschutzgebiete im Zuständigkeitsbereich der Behörde ein Verbot von GV-Pflanzen und Neonicotinoide ausgesprochen. Es ist die erste derartige Entscheidung einer staatlichen Behörde der USA. Die im Jahr 1940 ins Leben gerufene Behörde ist für über 560 Naturschutzgebiete und Tausende anderer besonders geschützter Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund 60 Millionen Hektar in den USA zuständig. Außerdem betreibt sie 70 Fischbrutbetriebe und unterhält 65 Büros für Fischereiressourcen. »Wir haben entschieden, dass der prophylaktische Einsatz, beispielsweise die Behandlung des Saatguts mit Neonicotinoiden, die sich systemisch in der Pflanze verteilen und ein breites Spektrum von Nicht-Zielarten beeinträchtigen können, mit der Politik des Service nicht vereinbar ist«, schrieb James Kurth, der Chef des National Wildlife Refuge System, am 17. Juli in einem Memorandum. Das landesweite Verbot der Neonicotinoide folgt auf Verbote der Behörde in den Bundesstaaten Washington, Oregon, Idaho, Hawaii und den Pazifikinseln.
Laut Dr. Henk Tennekes, einem niederländischen Toxikologen und Experten über die Auswirkungen der Neonicotinoide, sind »die derzeit verwendeten Neonicotinoid-Insektizide wasserlöslich (hydrophil), sie gelangen in die gesamte Pflanze. Ihr scheinbarer Vorteil besteht darin, dass die angewendeten Konzentrationen viel geringer sind als bei traditionell angewendeten Insektiziden. Doch Nicht-Ziel-Insekten wie Honigbienen oder Schmetterlinge, die kontaminierte Pollen oder den Nektar der Pflanzen einsammeln, werden vergiftet. Darüber hinaus können Neonicotinoide vom Boden ins Grundwasser gelangen und ganz allgemein eine Gefahr für Nicht-Ziel wirbellose Tiere darstellen.« Das ist noch nicht alles; denn die Wirkung erstreckt sich auf die gesamte Nahrungskette. Wie Tennekes erklärt, reduziert die Schädigung oder das Töten von Nicht-Ziel-Insekten und anderen Gliederfüßern die »Nahrung für höhere Organismen. Wird ein Glied in der Nahrungskette gebrochen, können alle Organismen oberhalb der Bruchstelle vom Aussterben bedroht sein.«
Am 31. Januar 2013 empfahl die EU-Kommission, drei Neonicotinoid-Pestizide ab dem 1. Juli 2013 bis spätestens zum Juli 2015 vom Markt zu nehmen. Dabei handelte es sich um Clothianidin und Imidacloprid von Bayer und Thiamethoxam von Syngenta. Die Kommission fällte diese Entscheidung damals gegen den Widerstand der deutschen und der britischen Regierung.
Im Juni 2014 veröffentlichte die Task Force on Systemic Pesticides [eine 2009 gegründete Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern] ihr sogenanntes »Worldwide Integrated Assessment« (WIA, weltweite integrierte Beurteilung), in dem signifikante Schäden an Bienen und Umwelt durch die verbreitete Anwendung von Neonicotinoiden (Neonics) dokumentiert werden. Wie im Bericht betont wird, sind Neonics und deren Abbauprodukte schon in sehr niedrigen Konzentrationen dauerhaft schädlich.
Die Wissenschaftler verwiesen auf erhebliche Schlupflöcher, insbesondere in den Verordnungen der US-Umweltbehörde, mit deren Hilfe die Neonicotinoide Anfang der 1990er Jahre auf den Markt gebracht werden konnten. Für die Studie wurden mehr als 800 expertenbegutachtete wissenschaftliche Veröffentlichungen konsultiert.
Der Bericht der Task Force bestätigt Tennekes Warnung. Abschließend heißt es dort: »Die Studie zeigt, dass Neonicotinoide und Fipronil ein breites Spektrum lebender Organismen beeinträchtigen. Landbewohnende Nicht-Wirbeltiere, wie beispielsweise Regenwürmer, und Bestäuber, wie Bienen und Schmetterlinge, sind am stärksten betroffen. Die genannten Pestizide zeigen auch Wirkung auf wasserbewohnende Nicht-Wirbeltiere, Vögel, Fische, Amphibien und Mikroben. Gegenwärtig vorliegende Daten reichen zur Beurteilung der Wirkung auf Säugetiere oder Reptilien nicht aus … Neonicotinoide und Fipronil sind hochgradig nervenschädigende Substanzen. Sie sind hartnäckig und akkumulieren in Böden, Sedimenten, Wasser sowie behandelten und nicht behandelten Vegetationen.«
Quelle: F. William Engdahl im Kopp Verlag, 11.08.14
http://info.kopp-verlag.de/medizin-und-gesundheit/gesundes-leben/f-will…
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