Zwei Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide haben gravierende Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Bienenköniginnen

In ihrer Studie untersuchten die Wissenschafter die Wirkung von zwei verbreiteten Neonikotinoiden (Thiamethoxam und Clothianidin) auf Bienenköniginnen. In der EU und der Schweiz ist die Anwendung dieser und weiterer Substanzen seit Ende 2013 für zwei Jahre stark eingeschränkt. Die Idee hinter diesem Moratorium: Die Zeit sollte genutzt werden, um den Einfluss der umstrittenen Gifte auf das Bienensterben zu untersuchen. Genau das hat die schweizerisch-kanadische Arbeitsgruppe getan. Sie konzentrierte sich auf die Königinnen, weil Umfragen bei Imkern den Verdacht aufkommen liessen, dass diese Tiere beim Bienensterben eine Schlüsselrolle spielen könnten. In der Studie seien die Bienenköniginnen dem Thiamethoxam und dem Clothianidin in einer realistischen Umgebungskonzentration ausgesetzt worden, schreiben die Forscher. Dies hatte gravierende Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Königinnen, wie die Wissenschafter in der Fachzeitschrift «Scientific Reports» schreiben. Bei den Tieren stellten sich sowohl anatomische wie auch physiologische Veränderungen ein. So wiesen sie vergrösserte Eierstöcke auf und konnten weniger Spermien von männlichen Bienen (Drohnen) speichern. Insgesamt waren die Bienenköniginnen dadurch weniger erfolgreich beim Eierlegen.

«Dies ist die erste Studie zu den Auswirkungen von Neonikotinoiden auf den Reproduktionserfolg von Bienenköniginnen», so wird der Erstautor Geoffrey Williams vom Institut für Bienengesundheit der Universität Bern in der Medienmitteilung zitiert. Die Ergebnisse zeigten, dass diese Chemikalien Königinnen schädigten und so für die Verluste von Bienenvölkern mitverantwortlich sein könnten.

Der nachgewiesene Effekt auf die Bienenköniginnen ist deshalb so bedeutsam, weil jedes Bienenvolk nur eine Königin hat. Sie alleine kann Eier legen. Fällt sie aus, ist der gesamte Nachwuchs im Bienenvolk gefährdet. «Ohne Königin ist das Volk innert kürzester Zeit nicht mehr überlebensfähig», so wird ein weiterer Autor der Studie, Peter Neumann vom Institut für Bienengesundheit der Universität Bern, zitiert.

Bessere Umweltverträglichkeitsprüfungen gefordert

Für Laurent Gauthier von Agroscope, ebenfalls Autor der Studie, sind die Ergebnisse beunruhigend, aber nicht überraschend. Die Arbeit zeige, dass die untersuchten Chemikalien nicht so harmlos seien wie ursprünglich angenommen. Er und seine Kollegen fordern deshalb zum Schutz der Bienen und anderer Nützlinge gründlichere Umweltverträglichkeitsprüfungen von Neonikotinoiden.
Quelle: NZZ, 13.10.15
http://www.nzz.ch/wissenschaft/biologie/pestizide-schaedigen-bienenkoen…