Deutsche Unternehmen verfügen über mehr Genpatente auf Pflanzen als die US-Firma Monsanto

Deutsche Konzerne haben vom Europäischen Patentamt mehr Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen erhalten als ihr Konkurrent Monsanto aus den USA. Das zeigt eine Auswertung aller rund 2.000 Schutzrechte auf transgene Pflanzen, die das Amt in den vergangenen 20 Jahren erteilt hat. Sie wurde von den Initiativen „Kein Patent auf Leben!“ und „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ erstellt und lag der taz vorab vor. Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer besitzt demnach 206 Patente auf Gentech-Pflanzen wie Mais, Weizen oder Bäume. Das US-Unternehmen Pioneer steht mit 179 Schutzrechten auf Platz zwei - gefolgt von der Ludwigshafener BASF mit 144. Monsanto steht nur auf Rang fünf mit 119 Patenten, hinter der Schweizer Syngenta mit 135 Schutzrechten.

„In der Diskussion um gentechnisch verändertes Saatgut dominiert die Kritik an der Geschäftstätigkeit von Monsanto. Dabei ist das Gentechnik-Programm von Bayer kaum weniger gefährlich sagt Philipp Mimkes von der Coordination gegen Bayer-Gefahren. Das von Bayer entwickelte Pestizid Glufosinat, das in Kombination mit Gentech-Saatgut angeboten wird, sei als reproduktionstoxisch klassifiziert und solle in der EU 2017 vom Markt genommen werden. Allein 23 Patente des Konzerns bezögen sich auf Resistenzen von Pflanzen gegen Unkrautvernichtungsmittel. Die Position der deutschen Firmen im Windschatten von Monsanto bezeichnet Mimkes als „komfortabel“, „da die Unternehmen kaum einer öffentlichen Diskussion ausgesetzt sind“.

Ruth Tippe von „Kein Patent auf Leben!“ wies daraufhin, dass auch Bayer und BASF zu den zehn größten Agro-Unternehmen gehörten, die schon heute einen Marktanteil von mehr 70 Prozent bei Saatgut und Pestiziden hätten. „Ziel dieses Oligopols ist es, den Markt unter sich aufzuteilen und letztlich die Ernährungsgrundlagen der Menschheit zu kontrollieren. Patente auf Pflanzen und Tiere sind dabei ein zentrales Hilfsmittel“, erklärte Tippe. Patentgeschützte Lebewesen dürfen nur weitergezüchtet werden, wenn die Hersteller einverstanden sind.

Quelle: TAZ,10.10.2013
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=wu&dig=2013%2F10%2F…