Eine Studie im Auftrag des Europäischen Parlaments untermauert den von GLOBAL 2000 und den österreichischen Imkern 2008 erstmals geäußerten Verdacht, dass die Bienengefährlichkeit der neonicotinoiden Maisbeizmittel nicht allein durch ihre akute Giftwirkung verursacht wird. Vielmehr sieht die aktuelle Studie es als erwiesen an, dass bereits kleinste “subletale” Mengen dieser Pestizide in Nektar, Pollen oder Wasser die Überlebensfähigkeit eines Bienenvolks entscheidend beeinträchtigen können. Die wesentlichen Inhalte der Studie wurden vorgestern von der österreichischen Imkerschaft in einer Aussendung präsentiert (siehe: www.biene-oesterreich.at). “Das lässt hoffen, dass Europa doch noch rechtzeitig die dringend erforderlichen Verbote für bienengiftige Neonicotinoid-Pestizide umsetzt”, freut sich Helmut Burtscher, Umweltchemiker von GLOBAL 2000: “Denn diese Pestizide sind nicht nur für Bienen eine Gefahr, sie sind eine Bedrohung für unser gesamtes Ökosystem, da sie dieses an seiner empfindlichsten Stelle angreifen. Wenn jene Insekten, die die Bestäubungsarbeit für rund 80% der weltweiten Pflanzenarten verrichten, nicht rechtzeitig geschützt werden, droht ein noch nie da gewesenes Artensterben.”
Die katastrophalen Auswirkungen des Bienensterbens auf die Landwirtschaft lassen sich heute schon in vielen Regionen der Welt beobachten, in denen Obstbau nur noch möglich ist, wenn Menschen händisch die Bestäubungsarbeit der verschwundenen Insekten bewerkstelligen.
Vor diesem Hintergrund hätte Minister Berlakovich nicht nur in seiner Funktion als Umweltminister, sondern auch als Landwirtschaftsminister allen Grund, ein sofortiges Verbot von neonicotinoiden Maisbeizmitteln in Österreich zu verhängen und das grassierende Biensterben zu beenden. “Stattdessen schweigt der Minister zu diesem Thema. Doch je beharrlicher der Minister schweigt, desto lauter und verbissener kämpfen seine Parteikollegen, insbesondere der Umwelt- und der Agrarsprecher der ÖVP, gegen ein Verbot dieser bienengiftigen Beizmittel an. Entsprechende parlamentarische Anträge auf ein Verbot wurden von allen drei Oppositionsparteien eingebracht. Behandelt werden diese Anträge seit Mai in einem eigens eingerichteten Unterausschuss, wo Experten aus allen Fachrichtungen, u.a. auch von GLOBAL 2000, zum beobachteten Bienensterben Stellung beziehen. “Bezeichnend ist, dass die einzigen bislang von der ÖVP aufgebotenen 'Experten', die die Auswirkungen der Neonicotinoide auf Bestäuber als akzeptabel und kontrollierbar darzustellen versuchten, Vertreter der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sowie der Pflanzenschutzmittelindustrie waren”, sagt Burtscher.
Der argumentative Druck, dem sich die “Verteidiger der Neonicotinoide” derzeit ausgesetzt sehen, wird durch die aktuelle Studie zusätzlich erhöht: So stellt diese den “risikominimierenden Maßnahmen”, auf die Landwirtschaftsminister Berlakovich an Stelle eines Anwendungsverbots setzt, ein kritisches Zeugnis aus und empfiehlt an Stelle der Neonicotinoid-Beizung als sichere Maßnahme zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers eine (mindestens) zweijährige Fruchtfolge. In Deutschland, Slowenien und Italien sind solche Anwendungsverbote für bienengefährliche Maisbeizmittel bereits umgesetzt. Vor diesem Hintergrund fordert GLOBAL 2000 Minister Berlakovich dazu auf, umgehend die Zulassungen von bienengiftigen Maizbeizen zurückzuziehen, und somit sicherzustellen, dass 2013 in Österreich keine weiteren Bienenschäden durch neonicotinoide Maisbeizen auftreten können.
Quelle: Oekonews, 22.12.2012
http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1076044
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