Mit einem Inlandsabsatz von ca. 35.000 t Wirkstoffen im Jahr 2008 nimmt Deutschland auf dem europäischen Pflanzenschutzmittelmarkt eine der Spitzenpositionen ein. Pflanzenschutzmittel können während der Ausbringung durch Verdriftung der Spritzmittel oder kontaminierten Beizstäube von behandeltem Saatgut, aber auch später durch Abschwemmung von den Ackerflächen in benachbarte Saumbiotope oder Gewässer eingetragen werden. Diese unerwünschten Nebenwirkungen des Pflanzenschutzmitteleinsatzes können nicht nur für die benachbarten natürlichen Lebensräume, sondern auch für die landwirtschaftlichen Flächen selbst ein Problem darstellen.
Beispiele hierfür sind potentielle Beeinträchtigungen der Bodenfruchtbarkeit durch Schädigung wichtiger Bodenorganismen oder von Tieren, die sich nur temporär auf den Flächen aufhalten, wie z. B. Wirbeltiere oder Blütenbestäuber bei der Nahrungssuche. Das sehr hohe Schädigungspotential in Verknüpfung mit der großflächigen Ausbringung in die Agrarlandschaft erklärt, warum Pflanzenschutzmittel als eine der wesentlichen Ursachen für die anhaltende Gefährdung der Biodiversität unserer Agrarlandschaft genannt werden.
So führte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) das massive Bienensterben in der Rheintalebene in Baden-Württemberg im Jahr 2008 auf den Kontakt der Bienen mit belasteten Saatgut-Beizstäuben zurück. Bei der Aussaat des mit Insektiziden gebeizten Maises waren Beizstäube direkt aus den Sämaschinen in die Umwelt freigesetzt worden. Die Vergiftungen von Bienen und anderen Insekten führte nicht nur zu einem ökonomischen Schaden für die Imker, sondern stellte auch einen drastischen Biodiversitätsschaden dar. Als Ursache für eine eher schleichende Schwächung von Bienen ist weiterhin die Aufnahme
der Rückstände von innerhalb der Pflanzen transportierten Insektiziden über andere Quellen, wie z. B. Nektar, Pollen, Honigtau oder dem von Pflanzen abgeschiedenen Wasser, sog. Guttationswasser,in Diskussion. Insgesamt wird der Rückgang von Blütenbestäubern in einen Zusammenhang mit Belastungen durch Pflanzenschutzmittel und ihren Auswirkungen auf die zeitliche Verfügbarkeit und die Vielfalt des Blütenangebots gebracht. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass das Auftreten längerfristiger Effekte auf natürliche Lebensgemeinschaften durch den intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln keine Seltenheit ist. In einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes bestätigt sich dieses Bild für Feldraine. Die Wissenschaftler der Universität Aachen zeigten, dass sich in Feldrainen wenige, robuste Gräser gegen die Vielfalt durchgesetzt haben – ehemals für Ackersäume typische Pflanzen und Tiere fehlen. Den beobachteten Verlust führten sie auf die landwirtschaftliche Nutzung einschließlich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln zurück.
Quelle:
Durch Umweltschutz die biologische Vielfalt erhalten. Ein Themenheft des Umweltbundesamtes zum Internationalen Jahr der Biodiversität (Beilage)
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