Viele Brutvögel haben in Wien und auch im Wienerwald bedeutende Vorkommensgebiete. Allerdings sind viele dieser Vogelarten in ihrem Bestand bedroht. In Wien wird schon seit vierzehn bzw. fünfzehn Jahren an zwei Probeflächen in Kalksburg ein Brutvogelmonitoring durchgeführt. Die Bestände an den Brutvögeln haben dabei 2003 ein Minimum erreicht. Besonders dramatisch ist die Situation wenn der gesamte Untersuchungszeitraum betrachtet wird, es ist zu einer dramatischen Abnahme der Revierzahl gekommen. Seit beginn der Untersuchung (1989 bzw. 1990) hat sich die Anzahl an Vogelrevieren halbiert.
Die Abnahme betrifft alle Vogelarten, am stärksten die Vogelarten die ihre Nahrung an Ästen und Blättern oder am Boden suchen.
Im Zeitraum 1989 bis 2003 ging auf der Probefläche Himmelwiese der Revierbestand
- Der Kohlmeise Parus major von 38,5 auf 17,5 (= minus 55 Prozent)
- Des Rotkehlchens Erithacus rubecula von 24,75 auf 6,5 (= minus 74 Prozent)
- Der Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla von 20,00 auf 9,5 (= minus 53 Prozent)
- Der Blaumeise Cyanistes caeruleus von 18,50 auf 10 (= minus 46 Prozent)
- Des Kleibers Sitta europaea von 15,75 auf 7 und (= minus 56 Prozent)
- Der Amsel Turdus merula von 14,00 auf 3,00 (= minus 79 Prozent)
zurück.
Auch die Anzahl der vorkommenden Arten in den Proberevieren hat sich im Untersuchungszeitraum fast halbiert.
Neben dem oben angeführten Brutvogelmonitoring an zwei Probelächen gibt es auch Bestandserhebungen für einzelne Vogelarten die ein ähnlich trauriges Bild zeigen. Besonders bedrohte Vogelarten sind demnach das Rebhuhn Perdix perdix und der Wendehals Jynx torquilla. Der Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus ist aus den großen Parks der Stadt und der Lobau fast vollständig verschwunden. Dohle Corvus monedula und Mehlschwalbe Delichon urbicum haben im Vergleich zu anderen Städten einen geringen Brutbestand. Die Situation der Mehlschwalbe in Wien wird von Experten als kritisch bezeichnet, die Anzahl der Nester pro Haus liegt weit unter dem mitteleuropäischen Durchschnitt.
Einen besonders hohen Rückgang im Bestand zeigt auch die Amsel Turdus merula. Die Amsel ist zusätzlich durch die schlechten Lebensraumbedingungen durch den Usutu-Virus bedroht der jedes Jahr im Sommer zu einem regelrechten Amselsterben führt. Bessere Brutbedingungen für die Amseln wären auch eine sinnvolle Maßnahme gegen die Ausbreitung des Virus, weil sich dann möglicherweise eine resistent Amsel-Population entwickeln könnte.
Die Gründe sind vielfältig. Wesentlicher Grund ist die Einschränkung des Lebensraumes und der Nahrungsgrundlagen durch Rodungen von Bäumen und Büschen, Versiegelungen und Verbauung von Grünflächen, Intensivierung der Landwirtschaft sowie Einsatz von Pestiziden. Durch das ganzjährige Wohnen in den Kleingartenanlagen werden kleine Hütten zu großen Häusern umgebaut und viele natürliche Grünflächen werden zu versiegelten Betonflächen oder "gepflegten Rasen" umgestaltet und sind dann für die meisten Vogelarten nicht mehr als Lebensraum geeignet.
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