Brandenburger Störche finden kaum noch Futter

Ein schwieriges Jahr für Störche? Bernd Elsner schüttelt den Kopf. "Schlimmer. Es läuft miserabel", sagt der Leiter des Weißstorch-Informationszentrums vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in der Spreewaldgemeinde Vetschau. Schon seit dem Frühjahr. Zwar machte der 53-Jährige im April und Mai rund 100 Storchenpaare auf den Horsten in der Region aus. Doch viele "Oststörche", die über den Bosporus fliegen, seien verspätet aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt. "Und haben gar nicht erst gebrütet", klagt Elsner. Eine Entwicklung, die auch Manfred Pohl kritisiert. Seit 2003 kümmert sich der 62-Jährige im Landesumweltamt in Potsdam ehrenamtlich um das Wohlergehen der Störche (Ciconia ciconia) , seit Februar ist er Vizechef des Potsdamer Nabu-Kreisverbandes. Die Förderpolitik von Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) kritisiert er offen. "Grünland wird umgebrochen, aus Wiesen Ackerland gemacht, der Anbau von Mais, Sonnenblumen oder Raps unterstützt." Für ihn ein fatales Signal. "In der Politik finden Naturschützer leider nur schwer Gehör." Die Landwirtschaftslobby habe es da leichter in Brandenburg. "Die Bauern denken an ihren Gewinn." Um den zu maximieren, würden sie viele Pestizide einsetzen. "Das schadet nicht nur unseren Störchen. Der Kreislauf der Natur wird gestört." 75 Prozent der Wildkräuter würden wegen des Gifteinsatzes dezimiert. "Damit verschwinden 75 Prozent der Insekten, den Vögeln wird ihre Nahrungsquelle genommen."

Quelle: Berliner Morgenpost, 12.08.2016
http://www.morgenpost.de/berlin/article208045697/Brandenburger-Stoerche…