Beunruhigendes über Schwalben, Fledermäuse und Schmetterlinge

Sie alle sind selten geworden, im Landkreis Ebersberg. Schmetterlinge in Kirchseeons Gärten sind rar geworden. Vor einigen Jahren noch zählten Tagpfauenauge, Distelfalter, Taubenschwänzchen oder der kleinen Fuchs zu den täglichen Gartenbesuchern, heute sind sie eine Besonderheit geworden. Der Sommerflieder, auf den sich in den letzten Jahren immer wieder mehrere Exemplar niederließen, lockt nach heutigen Zählungen höchsten ein Exemplar am Tag an. Noch flattern Zitronenfalter und Kohlweißlinge in der Mehrzahl statt in der Einzahl durch die Gärten, noch.

Eidechsen sind wie alle Amphibien eine Besonderheit geworden und selbst Nachtfalter oder Mücken, die früher die Windschutzscheiben verklebten, fehlen in der Zwischenzeit. Abgesehen von den diesjährigen Überschwemmungs-gebieten haben sie sich still und leise von uns verabschiedet. Ebenso die Fledermäuse, die vor zehn Jahren noch die Nisthilfen in den Gärten annahmen. »Selbst das Gekreisch der jungen Mauersegler ist Vergangenheit geworden« stellt Klaus Schöffel vom Bund Naturschutz fest.

Warum? Jochen Carl, ebenfalls Bund Naturschutz, sieht den Grund »ganz klar in den chemischen Keulen.« Sie haben unter anderem den Rückgang der Insektenpopulation verursacht. Pflanzenvernichtungsmittel wie Glyphosat sind ebenso Amphibienvernichtungsmittel. Ihm ist zudem unerklärlich, »warum an vielen Laichplätzen so gut wie keine Reproduktion erfolgt.«

Im Umfeld von Glonn, speziell um Adling, sind erschreckend wenig Schwalben zu sehen. Carl führt dies zum anderen auf die immer mehr verloren gehenden Brutplätze zurück. Er regt eine Aktion an, Nisthilfen für Mauersegler und künstliche Schwalbennester. Künstliche Schwalbennester im ländlichen Gebiet um Ebersberg? Wir haben uns daran gewöhnt, die Natur künstlich zu unterstützen. Andere Möglichkeiten wären, den verlorenen Lebensraum durch den Rückgang von Monokulturen zu kompensieren. Maisfelder an Maisfelder, in der Zwischenzeit nicht nur eine Gefahr für die Artenvielfalt, sondern auch für überschwemmte Siedlungsgebiete geworden, wie im neuen Wohngebiet Doktorbankerl in Ebersberg.

In den privaten Gärten müsste viel mehr Wildnis zuzulassen werden, Hecken mit einem Nahrungsangebot für Vögel gepflanzt werden, Wildblumenwiesen in den Städten und Gemeinden angelegt werden. Statt Geranien vor den Rathäusern sollten die Kommunen lernen, dass auch in Siedlungsgebieten eine Vielfalt von heimischen Pflanzen und Tieren beherbergt werden könnte. Margariten, Baldrian und Wiesenschaumkraut erwecken bei den Bürgern schon rein optisch wesentlich mehr Aufmerksamkeit und lassen auch die Population von Kleintieren wieder steigen.

Nicht nur die spektakulären Berichte von Delphinen, Eisbären, Orang-Utans oder den Dodo von Mauritius, die alle vom Aussterben bedroht sind, sollten uns Sorgen bereiten. Allein die Situation unseres Pummelchens Hummel, eng verwandt mit den Bienen, ist dramatisch geworden. Auch ihnen fehlt die Vielfalt der Wiesen und Felder, Mäuselöcher, Maulwurfshügel und Spalten auf ungepflügten Feldern, um darin ihre Nester zu bauen. Ganz einfache Dinge, die es plötzlich nicht mehr gibt.

Quelle: Münchner Wochenanzeiger, 29.08.2016
http://www.wochenanzeiger.de/article/180534.html