In Deutschland gibt es immer weniger Insekten

In Deutschland gibt es immer weniger Bienen, immer weniger Hummeln, immer weniger Schmetterlinge. Überhaupt gibt es immer weniger Insekten! Das haben Forscher aus Krefeld herausgefunden. Das ist eine Stadt im Bundesland Nordrhein-Westfalen. 25 Jahre lang haben die Forscher an bestimmten Orten Insekten gesammelt, ihre Art bestimmt und die Tiere gewogen. Das Ergebnis der Forscher: In dieser Zeit stellten sie einen Rückgang an Insekten von bis zu 80 Prozent fest. Gesammelt haben die Forscher vor allem in Nordrhein-Westfalen. Aber ihre Messungen lassen sich wohl auf ganz Deutschland übertragen, sagen Fachleute.
Insekten sind für uns Menschen wichtig. Gibt es keine Insekten mehr, ist es schwieriger, dass Äpfel wachsen, Kirschen, Erdbeeren und Gemüse. Denn in der Natur werden viele Nutzpflanzen von Insekten bestäubt, zum Beispiel von Schmetterlingen, Bienen und Schwebfliegen.
Das funktioniert so: Die Tiere ernähren sich von einer zuckrigen Flüssigkeit am Boden der Blüte, dem Nektar. Sammeln sie diesen ein, kommen sie auch mit dem Staubbeutel der Blüten in Berührung. Dort befinden sich Pollen. Diese bleiben an den Insekten haften – und düsen mit ihnen zur nächsten Blüte. Dort landet der Pollen dann auf einem bestimmten Pflanzenteil, dem Stempel. So wird die Blüte bestäubt. Es kann eine Frucht entstehen, etwa eine Erdbeere. Gleichzeitig sind Insekten auch eine Nahrungsquelle für andere Tiere.
Doch warum werden die Insekten immer weniger? Die Forscher vermuten, dass es mehrere Gründe gibt. "Eines der größten Probleme ist der Verlust des Lebensraums", erklärt die Expertin Elisabeth Kühn. Ackerflächen werden zum Beispiel immer größer. Andererseits wachsen dort aber oft keine Pflanzen, von denen sich die Insekten ernähren könnten – zum Beispiel Wildblumen oder blühende Kräuter. "Viele Insekten leben zudem viel isolierter als früher", sagt die Fachfrau. Das bedeutet, man findet die Tiere etwa nur noch in abgegrenzten Naturschutzgebieten. Gibt es dort dann ein Problem, kann das die ganze Art betreffen. "Zum Beispiel, wenn eine Krankheit auftritt", erklärt Elisabeth Kühn.
Andererseits machen wohl auch bestimmte Giftstoffe den Insekten zu schaffen. Man nennt sie Insektizide. Diese werden auch auf die Pflanzen gesprüht, um Schädlinge abzuhalten.
Forscher in ganz Deutschland machen sich darüber Gedanken, wie man den Insekten helfen kann.

Es werden nicht nur weniger Insekten. Es gibt auch immer weniger Arten, sagen Fachleute. Das hat unter anderem etwas mit der Landwirtschaft zu tun. Auf vielen Feldern werden Monokulturen angebaut. Das bedeutet: Auf einer Bodenfläche wird immer die gleiche Pflanzenart angebaut. Es wächst dort zum Beispiel nur noch Mais. Dann finden etwa Bienen und Schmetterlinge keinen Nektar mehr.
Bei Rapsfeldern dagegen gibt es zwar Nektar-Angebote. Allerdings bräuchten viele Insekten auch Orte in der Nähe, in denen sie ihre Eier ablegen können, sagt der Experte Josef Tumbrinck. Viele Wildbienen legen ihre Eier im Boden ab, erklärt er. Diese Flächen müssten unbewachsen sein und von der Sonne beschienen. Solche Flächen gebe es bei Monokulturen seltener.
Zudem werden viele Wiesen und Felder zusätzlich gedüngt. Man streut also besondere Stoffe aus. Sie sollen die Pflanzen schnell wachsen lassen. Denn die Bauern wollen viel Futter für ihre Tiere.
Aber nicht alle Pflanzen mögen den Dünger, etwa viele Wildblumen. Sie können auf so einer Wiese nicht mehr wachsen. Das ist schlecht für die Insekten: Viele ernähren sich von speziellen Pflanzen. Gibt es diese nicht mehr, haben die Insekten nichts mehr zu futtern.
Der Rückgang der Insekten hat auch Folgen für andere Tiere wie Frösche, Fische und Spinnen. Besonders aber für viele Vögel. Bei den Rebhühnern zum Beispiel bekommen vor allem die Jungen ein Problem: In den ersten Wochen nach dem Schlüpfen ernähren sie sich beispielsweise von Käfern und von Raupen von Schmetterlingen. Erst als Erwachsene fressen sie Körner, Samen und Pflanzenteile.
Quelle: TLZ, 05.10.16
http://www.tlz.de/kinder/detail/-/specific/Weniger-Lebensraum-und-Gifte…