Pflanzen und Tiere der Region Schwalm-Eder sterben aus

Aufmerksamen Naturfreunden wird es vielleicht schon aufgefallen sein: Im Sommer fliegen weniger Schmetterlinge umher, viele heimische Vogelarten sind selten geworden und am Wegesrand gedeihen kaum noch bunte und vielfältige Pflanzen und Blumen. Beobachtungen, die Torsten Cloos, Geschäftsführer des NABU Schwalm-Eder, bestätigen kann: „Grundsätzlich ist in einigen Gebieten der Region ein intensiver Verlust der Pflanzenwelt zu verzeichnen. Mit den Pflanzen verschwinden auch wichtige Bestäuber und andere Insekten und damit letztendlich auch Vögel und kleine Säugetiere.“ Dies werde besonders bei Rebhühnern sichtbar: Noch in den 50er Jahren lebten in einer Gemarkung rund 100 Rebhühner. In den 80ern noch etwa 20. Heute seien es kaum mehr als ein bis zwei Exemplare, erklärt Naturschützer Cloos.

Auch Wildpflanzen und -kräuter gingen verloren. Vor gut 50 Jahren waren noch etwa 40 Prozent der Ackerflächen mit vielfältigen wilden Pflanzen bedeckt, heute seien es nur noch vier Prozent, heißt es in der unabhängigen Fachzeitschrift „Nationalpark“. Stattdessen beherrschen hochgezüchtete Monokulturen, wie etwa Weizen, Weidegras oder sogenannte Energiepflanzen, unter anderem Mais und Raps, die Äcker und Felder der Region. Auch Wiesenblumen wie Arnika, Glockenblumen oder die Sumpfdotterblume machen sich rar.

Doch woran liegt dieses heimische Artensterben? „Die Industrialisierung der Landwirtschaft in den vergangenen 50 Jahren trägt einen großen Teil dazu bei. Natürlich brauchen wir Agrarwirtschaft, um uns zu ernähren, aber das Pflanzensterben drückt sich nunmal darin aus“, erklärt Cloos. Denn früher würde weniger intensiv gedüngt und seltener Pestizide versprüht, außerdem nicht so häufig abgeernet und es habe mehr Kleinlandwirte gegeben, die die Äcker bestellten.

„Nach und nach wurden große Flächen zusammen gelegt. Dadurch sind die wild wuchernden Grünstreifen zwischen den einzelnen Parzellen verschwunden“, wie der NABU-Experte erklärt. „Die Größe der Agrarbetriebe und die Intensität, mit der Landwirtschaft betrieben wird, führten letztendlich zum Verlust von Biodiversität“, so Cloos weiter. Zwar bemühe sich die Politik um nachhaltige Lösungsansätze, doch das Ziel der EU bis 2020 das Artensterben zu stoppen, könne laut Cloos nicht erreicht werden: „Die Maßnahmen, die die Landwirte für mehr Artenvielfalt erfüllen müssen, gelten nur etwa für die Hälfte aller Betriebe. Es gibt durchaus gute Ansätze, doch das Endergebnis wird so nicht erreicht.“

Quelle: Lokalo 24, 23.11.16
http://lokalo24.de/news/nabu-schlaegt-alarm-pflanzen-und-tiere-der-regi…