"Größtes Artensterben seit Ende der Dinos"

Die aktualisierte Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN), die sie jetzt auf der UN-Artenschutzkonferenz im mexikanischen Cancún vorgestellt hat, gibt wenig Anlass zur Freude. Beispielsweise sind von rund 740 in jüngster Zeit entdeckten Vogelarten der Weltnaturschutzunion zufolge elf Prozent vom Aussterben bedroht. Viele Arten würden schon verschwinden, bevor man sie überhaupt näher beschreiben könnte, sagte IUCN-Chefin Inger Andersen. 13 der jüngst entdeckten Vogelarten seien bereits ausgestorben. Die meisten davon sind vor allem Experten ein Begriff.

Anders sieht es bei den Afrikanischen Graupapageien (Psittacus erithacus) aus. Sie sind dank ihrer Intelligenz und Sprachbegabung bei vielen Haltern beliebt – das könnte ihnen laut IUCN zum Verhängnis werden. Denn das mache die Vögel zu attraktiven Jagdobjekten für Wilderer. "Vor allem der Handel ist ein Problem für Wildvögel, die weltweit zu beliebten Haustieren zählen", sagt Vogelschutzexperte Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland Nabu.

Als Ganzes ist der Viktoriasee in Afrika auf die Rote Liste gekommen. Seine gesamte Tierwelt ist gefährdet. Grund seien Überfischung, Verschmutzung durch Landwirtschaft, Pestizide und Herbizide sowie eingeschleppte Tierarten.

Doch nicht nur Tiere sind in ihrer Existenz bedroht. Auch die Bestände der wilden Verwandten von Gerste, Hafer und Sonnenblumen gehen laut IUCN zurück. Sie seien eine wichtige Genquelle für neue Nutzpflanzen. Landwirtschaftliche Expansion lasse ihren Lebensraum schrumpfen und mache ihnen damit zu schaffen. "Wir erleben derzeit das größte globale Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier – und der Mensch ist die Ursache", sagt Brandes. Bevölkerungswachstum und wirtschaftlicher Wohlstand dürften nicht zulasten natürlicher Ökosysteme gehen.

Insgesamt wurden bislang 85604 Tier- und Pflanzenarten für die Rote Liste der IUCN untersucht. 24307 davon sind bedroht. "Die aktuelle Liste zeigt vielleicht, dass das Ausmaß des Artensterbens größer ist als gedacht", so Andersen.

Quelle: Passauer Neue Presse, 09.12.16
http://www.pnp.de/nachrichten/heute_in_ihrer_tageszeitung/journal/23242…