Neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass Pestizide aus der Gruppe der Neonikotinoide nicht nur Honigbienen, sondern auch Wildbienen und Schmetterlinge gefährden. Neonikotinoide sind auch für das Vogelsterben in der europäischen industriellen Agrarlandschaft verantwortlich. Sie rauben den Singvögeln ihre Nahrung, die Insekten. Die Vögel verschwinden aus der Landschaft oder sie brüten nicht erfolgreich. Der holländische Toxikologe Dr. Henk Tennekes erkannte schon 2010 die Gefahr. Er veröffentlichte seine Forschungen in den Buch: "Desaster in the Making". Der BUND übersetzte das Werk ins Deutsche und gab es im Eigenverlag heraus. Da Neonikotinoide gut wasserlöslich und gleichzeitig schwer abbaubar sind, reichern sie sich in Böden und Sedimenten an. Dies macht sie auch zu einer Gefahr für zahlreiche im Wasser und auf dem Boden lebende Tiere. Jüngste Untersuchungen in den Niederlanden belegen etwa die schädigende Wirkung des Neonikotinoids Imidacloprid auf wirbellose Tiere wie Schnecken, Fische und Würmer. Mindestens 95 Prozent der Neonikotinoide, die eigentlich nur für das Bespritzen von Kulturpflanzen gedacht waren, landeten in einer weiteren Umgebung, die nicht nur auf die Felder beschränkt war, sondern darüber hinaus reichte. Dort töteten die Pestizide auch Insekten, die von den Feldvögeln als Nahrungsmittel benötigt werden – unter anderem für die Fütterung ihrer Jungvögel.
Dabei könnte die Landwirtschaft auf bienengefährdende Beizmittel dauerhaft verzichten. Das zeigt die landwirtschaftliche Praxis in Frankreich: Auf 2,8 Millionen Hektar wird erfolgreich Mais ohne den Einsatz dieser Beizmittel angebaut. In Frankreich dürfen zudem Behörden Pestizide auf Grünflächen, in Wäldern und auf Wegen, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind, ab 2020 nicht mehr anwenden.
Aufgrund der Bienengefährlichkeit wurden Ende 2013 auf EU-Ebene die drei Pestizide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam aus der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide für vorerst zwei Jahre teilweise verboten. Ebenso wurde das systemische Pestizid Fipronil für zwei Jahre vom Markt genommen. Gegen die Verbote haben Syngenta, BayerCropScience und die BASF (Fipronil) Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht. Eine Entscheidung über die Verlängerung oder Aufhebung des Verbots steht noch aus. Derweil hat die EU-Lebensmittelbehörde EFSA, die für die Zulassung der Wirkstoffe zuständig ist, Ende August 2015 Berichte zu drei Insektiziden veröffentlicht: Demnach bergen die Stoffe aus der Neonikotinoidgruppe "hohe Risiken" für Bienen und andere nützliche Bestäuber. Der BUND fordert ein dauerhaftes Verbot aller Neonikotinoide ohne Schlupflöcher.
Quelle: BUND, im März 2017
https://www.bund.net/umweltgifte/pestizide/wirkstoffe-von-pestiziden/ne…
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