Pestizide dezimieren Fledermaus-Bestände

Es existiert kaum eine zweite Gegend in Deutschland, die auf kleinstem Raum solch eine landschaftliche Vielfalt zu bieten hat. Bis auf die Meeresküste und das Hochgebirge gibt es in der Oberlausitz alles. Dank dieses Reichtums an Strukturen gilt die Gegend zwischen Pulsnitz und Neiße als Sachsens Fledermaus-Paradies. "Durch die Landschaft, die vielen Gewässer und aufgrund des Übergangs vom atlantischen zum kontinentalen Klima präsentiert sich das Nahrungsangebot für die Säuger viel größer als in trockeneren Gebieten", weiß Arndt Hochrein vom Sächsischen Verband für Fledermausforschung und –schutz. In der Oberlausitz leben 19 Fledermausarten, in ganz Deutschland sind es 25, in Sachsen um die 20. Sämtliche Arten sind streng geschützt.

Die Bestände entwickeln sich indes sehr unterschiedlich. Große und Kleine Bartfledermaus sowie Graues Langohr sind laut Hochrhein im Rückgang begriffen. Die Zahlen bei Mücken- und Mopsfledermaus befänden sich dagegen auf dem steigenden Ast. Allerdings prognostiziert der Experte für alle Arten eine Bestandsabnahme. Hauptursache sei der verstärkte Pestizideinsatz in der Land- und teilweise auch in der Forstwirtschaft. Hinzu trete die massive Umwandlung von Landwirtschafts- in Energienutzungsflächen. "Dabei wird die Nahrungsgrundlage der Fledermäuse, die Insektenvielfalt und Anzahl, drastisch verringert", warnt Arndt Hochrein. Mehr noch: "Bei fortschreitender Dauer dieser Zustände ist ein Zusammenbrechen der Bestände bei einigen Arten unausweichlich."

Ins gleiche Horn stößt auch der NABU. Demnach seien alle heimischen Fledermausarten stark bedroht, insbesondere durch den Chemieeinsatz in der Landwirtschaft. Hinzu komme die Sanierung von Gebäuden. In diesem Rahmen würden bislang vorhandene Luken und Einfluglöcher dauerhaft verschlossen.

Die Fachleute fordern, den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft drastisch zu senken. Arndt Hochrein geht sogar noch einen Schritt weiter: "Es ist zu verhindern, dass landwirtschaftliche Großbetriebe ihre Flächen zur Energiegewinnung in Monokulturen mit Mais und Raps nutzen. Ich bin der Meinung, dass dieses Ziel nur durch die Streichung aller Subventionen für die Landwirtschaft erreicht werden kann."

Quelle: Lausitzer Rundschau, 28.08.17
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