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Von den 19 Reptilienarten in der Schweiz sind 80% gefährdet!

Reptilien haben hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und können deshalb gut als Indikatoren für die Qualität unserer Natur- und Grünräume herangezogen werden. Deshalb stehen an Orten mit starker Gefährdung auch Tiere und Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen unter Druck. Obwohl alle Reptilienarten – dazu zählen neben den Schlangen zählen auch Eidechsen, Blindschleichen und Schildkröten - in der Schweiz gesetzlich geschützt sind, ist die Gefährdungszahl erschreckend hoch. Die Ursachen sind vielseitig, jedoch ist besonders die Zerstörung und Zerschneidung der Lebensräume für diesen Rückgang verantwortlich. Dadurch ist der genetische Austausch unter der Population nicht mehr gewährleistet, was die lokale Gefährdung beschleunigt. Heute sind Reptilien aufgrund der Bautätigkeiten an vielen Standorten u.a. durch Nutzungsänderungen oder den Ausbau der Verkehrsnetze bedroht. Auch die intensive Landwirtschaft mit vermehrtem Einsatz von Kunstdüngern und Pestiziden setzt den Reptilien und ihrer Nahrung zu.

Der Steinkauz ist durch den Rückgang extensiv bewirtschafteter Obstgärten grösstenteils verschwunden

Der Steinkauz (Athene noctua) hat bei uns seit Jahrhunderten in unmittelbarer Nachbarschaft des Menschen gelebt, oft als Untermieter in Scheunen und Ruinen. In der bäuerlichen Bevölkerung galt er mit seinen mysteriösen nächtlichen Rufen als «Totenvogel», bei den alten Griechen war er das Sinnbild der Göttin Athene, was im wissenschaftlichen Namen zum Ausdruck kommt. Durch den Rückgang extensiv bewirtschafteter Obstgärten setzte ab den Fünfzigerjahren ein schneller Rückgang ein, und heute sind die kleinen Kobolde grösstenteils verschwunden.

Verbreitung, Status und Schutz des Moorfrosches

Die westliche Verbreitungsgrenze des Moorfrosches (Rana arvalis) verläuft teilweise durch die Niederlande, die eine der westlichsten Populationen dieser Art beherbergt. Der Moorfrosch lebt in einer Vielfalt von Lebensräumen, mit Schwerpunkten aufsandigen und moorigen Böden. In der 1996 erschienenen Roten Liste war die Art als gefährdet eingestuft. In der neuen Roten Liste gilt sie als nicht bedroht, weil in der Zwischenzeit viele Vorkommen neu entdeckt worden sind. Trotzdem wird von einem Rückgang um 28,7 % in dem Zeitraum von 1950 bis 2006 ausgegangen. Vor allem die Kultivierung der Heiden und Mooren, die Absenkung des Grundwasserstandes und eine Intensivierung der Landwirtschaft haben den Rückgang des Moorfrosches verursacht. Schutzmaßnahmen für verschiedene Lebensräume werden dargestellt. Das Anlegen von Kleingewässern in Naturreservaten und in der extensiven Agrarlandschaft erwies sich in den Niederlanden für den Moorfrosch als wenig effektive Naturschutzmaßnahme.

Verjagen Pestizide Fledermäuse aus Höhle?

Die Sontheimer Höhle gilt als größtes natürliches Fledermausquartier der Schwäbischen Alb. Ein weniger erfreuliches Ergebnis haben Mitglieder des Höhlenvereins Sontheim notieren müssen, als sie unlängst die Fledermäuse in der Sontheimer Höhle zählten. Denn gerade mal 283 Flugtiere machten sie in der Sontheimer Höhle und der angrenzenden Kohlhaldenhöhle ausfindig, als sie diese systematisch absuchten. „Diese Zahl hat uns gar nicht gefallen“, erklärt Gunter Pantel, der mit neun weiteren Vereinsmitgliedern die Höhle ausleuchtete, jede Fledermaus zählte und notierte. Im Vorjahr waren die „Sontheimer Höhlenbären“ noch auf 471 Fledermäuse gekommen, so dass sie bei der diesjährigen Zählung einen Rückgang von 188 Tieren hinnehmen mussten. 279 Fledermäuse entdeckten sie in der Sontheimer Höhle, vier in der Kohlhaldenhöhle. „In den vergangenen Jahren war die Zahl schön steigend und erfreulich, bis wir 2012 die Rekordzahl von 471 Fledermäusen erreichten. Der deutliche Rückgang schockiert uns schon“, sagt Gunter Pantel. Für den Schwund weiß er keine genaue Begründung, vielleicht hätten die Tiere in diesem Jahr anderweitig Unterschlupf gefunden. Werner Thierfelder macht die Pestizide, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, für den Rückgang verantwortlich. Er glaubt, dass chemische Substanzen, die lästige oder schädliche Lebewesen töten sollen, über die Nahrungskette die Fledermäuse aufnahmen, als sie auf Insektenjagd waren. Thierfelder verweist in diesem Zusammenhang auch auf das massive Bienensterben, das in Deutschland zu beklagen sei.

Der Zitronenzeisig (Carduelis citrinella) - ein regionales Aussterben bis 2020 ist sehr wahrscheinlich

Der kleine Finkenvogel ist vielen unbekannt und sein weltweites Verbreitungsgebiet ist auf einen kleinen Teil Europas beschränkt. Sein Vorkommen umfasst inselartig Teile der Mittel- und Hochgebirge von Süd- und Mitteleuropa. Neben den großen Beständen in den Pyrenäen und einigen spanischen Mittelgebirgen gibt es noch Vorkommen in Slowenien und den Alpen. Auch im Schwarzwald existieren kleinere Vorkommen. Auf etwa 250 000 bis 320 000 Brutpaare wird der europäische und damit weltweite Bestand geschätzt, wobei davon über 80 Prozent auf der iberischen Halbinsel brüten. Der deutsche Bestand umfasst nach der letzten Schätzung von 2005 3400 bis 5500 Brutpaare, wobei diese aktuell nahezu vollkommen in Bayern brüten. Der gesamte Bestand im Schwarzwald wird auf nur noch 64 bis 164 Paare geschätzt, wobei leider die Untergrenze eher realistisch ist. Dies ist ein Rückgang seit Ende der 1980er-Jahre von rund 650 bis 750 Brutpaaren und ein regionales Aussterben bis 2020 ist sehr wahrscheinlich.

Fledermäuse in Deutschland - die letzten 50 Jahre haben sie an den Rand der Ausrottung gebracht

Nahrungsmangel, zum Beispiel durch den Einsatz von Insektiziden oder durch den Verlust an landschaftlicher Vielfalt, Quartierverlust sowie Quartiersmangel sind die wichtigsten Ursachen für einen dramatischen Rückgang der Fledermauspopulationen in Deutschland. Doch auch der Straßenverkehr fordert Opfer unter den Fledermäusen: Mit ihrem sonst so perfekten Ortungssystem können sie sehr schnelle Objekte wie Autos anscheinend nicht richtig erfassen. Die Zahl der zufällig gefundenen "Unfallopfer“ ist vermutlich nur ein winziger Bruchteil der tatsächlichen Zahl.

Dramatisches Bienensterben in Luxemburg

Von Herbst 2010 bis Frühling 2013 ist die Zahl der im Großherzogtum lebenden Bienenvölker von 5580 auf 3258 geschrumpft - das obschon die Völker über den Sommer um 400 bis 600 aufgestockt wurden. Starben im Winter 2010/2011 16,8 Prozent der Völker, waren es im Winter 2011/2012 bereits 21,8 Prozent. Allein im vergangenen Winter sind rund 30 Prozent der Völker ums Leben gekommen. Fast 1400 Bienenvölker in Luxemburg überlebten den Winter 2012/2013 nicht. Das geht aus der Antwort von Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP) auf die parlamentarische Anfrage der beiden Abgeordneten Camille Gira und Henri Kox (Déi Gréng) hervor.

Die Worte, mit denen unsereins diesen vom Menschen angestifteten Supergau in der Insektenwelt zu beschreiben sucht, können gar nicht drastisch genug sein

Während das Verbot des Clothianidins ab Dezember 2013 von einer Referentin des BUND als Schritt in die richtige Richtung hingenommen wird, ist es dafür eigentlich schon jetzt viel zu spät. Nach unseren Beobachtungen haben die Einsätze dieses Neonikotinoids seit 2008 durchschlagende verheerende Auswirkungen auf alle Blüten besuchenden Insektenarten (Wildbienen, Hummeln, Wespen, Wanzen, Schmetterlinge, Fliegen, Käfer, ...) gehabt, und das in weiten Teilen der Ebene beiderseits des Oberrheins. Es dürften im Gebiet seither insgesamt an die 1000 Arten schwerstens dezimiert, wenn nicht gar ausgerottet worden sein. Die allermeisten Arten oben genannter Insektenfamilien und -ordnungen, von denen es jetzt (endlich!) in den Blüten auf Wiesen und an Waldrändern nur so wimmeln müsste, sind aus der gesamten Landschaft verschwunden, nahezu alle Blüten – verwaist und leer! Sehr wenige Arten, die bisher die allerhäufigsten waren, sind jetzt höchstens einzeln und zudem sehr selten anzutreffen, alle anderen häufigen und selteneren überhaupt nicht mehr. Die Katastrophe ist also weitaus größer als bisher angenommen und könnte nächstens ungeahnte Auswirkungen in den unterschiedlichsten Biotopen, Pflanzengemeinschaften, Nahrungsketten und im gesamten Ökosystem zeitigen. Die Worte, mit denen unsereins diesen vom Menschen angestifteten Supergau in der Insektenwelt zu beschreiben sucht, können gar nicht drastisch genug sein, um die Bevölkerung über die tatsächlichen Ausmaße und Konsequenzen ins Bild zu setzen: "Landschaftsweise dramatischer Rückgang der Artenvielfalt", genauer: "Beinahe-Totalausfall aller Blüten besuchenden Insektenarten" – das ist die aktuelle hiesige Situation, auch in den Naturschutzgebieten auf der badischen und elsässischen Rheinseite, mit der wir fortan alle irgendwie weiterleben müssen, ob wir Insekten mögen oder nicht.

Schweiz: Vögel der Roten Liste sind jetzt im dunkelroten Bereich

Für Vogelarten, die auf der Roten Liste stehen, verschlechtert sich die Situation weiterhin. Das zeigt der neue Swiss Bird Index SBI®, den die Vogelwarte Sempach für die Arten der Roten Liste erstellt hat. Im Gegenteil: Der anhaltende Rückgang dieser Arten lässt sogar befürchten, dass die Rote Liste bei einer Neubeurteilung noch länger werden könnte. „Von den untersuchten 40 Arten zeigen 23 einen negativen Trend“, erläutert Verena Keller von der Vogelwarte. Die Rote Liste bezeichnet alle Brutvögel, die Gefahr laufen, aus der Schweiz zu verschwinden. Rote Listen sind Warnsignale für den Zustand der Natur. 40% der rund 200 in der Schweiz brütende Vogelarten stehen auf der Roten Liste. Der Anteil der gefährdeten Arten ist im Kulturland und in den Feuchtgebieten deutlich höher als etwa im Wald oder in alpinen Lebensräumen. Die Probleme für die Vögel der Landwirtschafts- und der Feuchtgebiete sind also besonders akut. Insbesondere eine wildtierfreundliche Landwirtschaft könnte eine markante Besserung bringen.

Pestizide und Bienen: EFSA legt neue Leitlinien vor

Die EFSA hat Leitlinien für die Bewertung potenzieller Risiken für Honigbienen, Hummeln und Solitärbienen durch den Einsatz von Pestiziden veröffentlicht. Im bisherigen EU-Risikobewertungsmodell für Honigbienen wurden die Risiken einer chronischen oder wiederholten Exposition gegenüber Pestiziden bzw. das potenzielle Risiko für Larven nicht vollständig berücksichtigt. Die neuen Leitlinien schließen diese Lücken und enthalten darüber hinaus auch Modelle für Hummeln und Solitärbienen. Außerdem wird eine neue Methode zur Bewertung der Annehmbarkeit des potenziellen Schadens vorgeschlagen, dem Bienen durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt sind. Die im Leitliniendokument der EFSA enthaltenen aktuellen Empfehlungen richten sich an alle, die an der Bewertung von Pestiziden beteiligt sind, einschließlich Industrie und Behörden.