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175 000 online gesammelte Unterschriften für eine bienenfreundlichere Agrarpolitik ins Kanzleramt

Die Problematik des Bienensterbens ist nun bis ins Kanzleramt vorgedrungen: Thomas Radetzki, Vorsitzender des ökologischen Imkerverbands Mellifera aus Rosenfeld, und Manfred Hederer, Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds, haben am vergangenen Mittwoch eine Liste mit rund 175 000 online gesammelten Unterschriften für eine bienenfreundlichere Agrarpolitik übergeben. Im Anschluss führten sie ein Gespräch mit Stefan Schulz, Leiter des Referats für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, bei dem es um aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen neuer Pestizide auf die Bienen und zur Sicherheit der Agro-Gentechnik ging. Denn Bienen verbreiten bei ihrer Sammeltätigkeit auch Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen. Vorangegangen war eine Demonstration vor dem Berliner Kanzleramt, bei der zahlreiche Imker mit toten Bienen ihren Unmut über die Agrarpolitik der Bundesregierung zum Ausdruck brachten. Blütenarme Monokulturen und der damit einhergehende Einsatz neuer, hochgiftiger Pestizide seien eine wesentliche Ursache für den Tod der Bienen, so die Imker.

"Wir haben Agrarindustrie satt!"

Unter dem Motto "Wir haben Agrarindustrie satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!" geht am 19. Januar 2013 in Berlin erneut ein breites gesellschaftliches Bündnis aus Bauern, Imkern, Umwelt‐, Tier‐ und Verbraucher-Schützern sowie kirchlichen Gruppen auf die Straße. Sie alle setzen sich für einen Systemwechsel in der deutschen und europäischen Ernährungspolitik ein. Mittlerweile 35 Trägerorganisationen erwarten Zehntausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie mehr als 50 Traktoren zur "Wir haben es satt!"-Demonstration. "Die Bilanz der Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte ist düster: In immer größeren Tierfabriken wird der Tierschutz verletzt, immer mehr Bäuerinnen und Bauern geben auf, die Landschaften 'vermaisen', sagte Jochen Fritz, Sprecher der Initiative "Wir haben es satt". "Während Hoftore geschlossen werden, sollen nach dem Willen der Bundesregierung Konzerne und Großinvestoren weiterhin Milliarden an Agrarsubventionen erhalten." Ökologische Alternativen zur industriellen Landwirtschaft lohnten immer weniger, so das Bündnis, weil industrielle Produktion und Überproduktion die Preise für Bäuerinnen und Bauern ruinierten. "Mehr Pestizide lassen weltweit die Bienen sterben und die Artenvielfalt nimmt rapide ab. Die Spekulation mit Lebensmitteln und Land verschärft den Hunger in der Welt. Gleichzeitig landet immer mehr Getreide im Trog und im Tank statt auf dem Teller. Es ist Zeit für eine tiefgreifende Wende!", so Fritz. Videos Demo:
http://www.youtube.com/watch?v=6r7AZWF-Udk
http://www.youtube.com/watch?v=4qlikMaCZ-M&list=UUnyZ0CgIKFI7FYM-uGQiEm…

Syngenta protestiert vehement gegen die Einschätzung der EFSA

Die Studie sei offensichtlich unter politischem Druck und übereilt verfasst worden, hiess es in einem Communiqué. Der in lediglich drei Monaten erstellte Bericht sei nicht nur mit vielen Unsicherheiten behaftet; er berücksichtige auch weder die umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, die im Vorfeld der Produktelancierung durchgeführt worden seien, noch die seither während vieler Jahre gemachten Feldbeobachtungen. Der Bericht sei daher der ESFA und ihrer Wissenschaftler "unwürdig", schreibt Syngenta wörtlich. "Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln das Produkt verteidigen." Ohne Neonicotinoide könnte die Wirtschaftsleistung in Europa in den nächsten fünf Jahren um bis zu 17 Milliarden Euro geschmälert werden, so Syngenta weiter. Dies bedrohe 50'000 Arbeitsplätze direkt und könnte sich auf das Einkommen von bis zu einer Million Menschen in der Landwirtschaft auswirken.

Bayer hält Insektizide trotz kritischem EFSA-Bericht weiter für sicher

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hält seine Insektizide Clothianidin und Imidacloprid trotz eines kritischen Zwischenberichts der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weiterhin für sicher und effektiv. Der am Morgen veröffentlichte EFSA-Bericht habe keine Konsequenzen für die Verwendung der Mittel, sagte ein Sprecher der Bayer-Agrotochter CropScience am Mittwoch auf Anfrage. Die Mittel könnten sicher und effektiv eingesetzt werden. Der Konzern prüfe den von der Behörde veröffentlichten Bericht, hieß es. Dieser kommt wegen einer unzureichenden Datenlagen nicht zu einem abschließenden Urteil über den Einsatz spezieller Neonikotinoide und die Risiken für Bienen.

EU-Behörde warnt vor Gefahren durch Insektizide für Bienen

Die European Food Safety Authority (EFSA) hat in einer heute (16.01.2013)veröffentlichten Stellungnahme vor den Gefahren von drei Insektiziden gewarnt (Beilage). Nach Auffassung der Behörde zeige sich für einige Anwendungsgebiete „ein hohes Risiko für Honigbienen“. In der von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Untersuchung ging es um Wirkstoffe der Unternehmen BAYER und SYNGENTA, die zur Substanzklasse der Neonicotinoide gehören. Die EFSA warnt, dass Bienen die Wirkstoffe über belasteten Nektar und Pollen aufnehmen. Hierdurch wird der Orientierungssinn der Tiere gestört, sodass sie nicht mehr in ihre Bienenstöcke zurückfinden. Eine Gefahr sieht die EFSA auch durch den Abrieb der Wirkstoffe von gebeiztem Saatgut. Die Behörde hält daher eine Verwendung von Neonicotinoiden allenfalls auf solchen Pflanzen für akzeptabel, die für Bienen unattraktiv sind. Ein Sprecher von EU-Kommissar Tonio Borg kommentierte, die Untersuchung habe "ziemlich klare" und "beunruhigende" Schlussfolgerungen ergeben. Die EU werde gemeinsam mit den Mitgliedstaaten über ein Verbot beraten.

Die Umweltschutzorganisationen BUND und Greenpeace fordern ein Verbot der in Deutschland inzwischen großflächig eingesetzten Neonikotinoide

Diese Pestizide haben einen erheblichen Anteil am Sterben unzähliger Bienenvölker und dem Verlust der Artenvielfalt insgesamt. In einer heute in Berlin vorgestellten Studie (Beilage) behauptet der Industrieverband Agrar (IVA), die Insektizide hätten zahlreiche positive Markt- und Umwelteffekte. Durch ein Verbot der Neonikotinoide sieht der Industrieverband den Saatschutz für den Anbau von Raps und Zuckerrüben gefährdet. Dabei könnte auf gefährliche Pestizide ohne Weiteres verzichtet werden, wenn die Pflanzen nicht mehr in Monokulturen angebaut würden. Tomas Brückmann, BUND-Pestizidexperte: „Die für die Bestäubung unzähliger Kulturpflanzen und damit für unsere Ernährung extrem wichtigen Bienen sind in Gefahr. Die Neonikotinoide sind dafür wesentlich verantwortlich. Um den Verlust der Bienenvölker zu verhindern, müssen Neonikotinoide umgehend vom Markt genommen werden.“

In Deutschland, wo der Wiedehopf bis ins 20. Jahrhundert hinein recht häufig war, brüten nur noch rund 310-460 Paare, in Österreich etwa 400-600 und in der Schweiz 100-150

In Nordwest- und Nordeuropa (Großbritannien, Island, Irland, Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark) fehlt der Wiedehopf (Upupa epops). Häufig ist der Wiedehopf noch in Russland ( 70.000-200.000 Brutpaare) und in den Mittelmeerländern. Allein in Spanien brüten bis zu 710.000 Paare. In Mitteleuropa brütet der Vogel noch in den meisten Ländern, doch 90 % des mitteleuropäischen Bestandes ist in Ungarn (10.000-17.000 Paare) und Polen (10.000 –15.000 Paare) beheimatet. In Deutschland, wo der Wiedehopf bis ins 20. Jahrhundert hinein recht häufig war, brüten nur noch rund 310-460 Paare, in Österreich etwa 400-600 und in der Schweiz 100-150.

Pestizide − eine Gefahr für die biologische Vielfalt

In Deutschland sind 70 Prozent der natürlichen Lebensräume bestandsgefährdet, zwei Drittel der Amphibien- und Reptilienarten als gefährdet eingestuft oder vom Aussterben bedroht, 30 Prozent der Farne und Blütenpflanzen sind bestandsgefährdet. Ebenso stehen zwei Drittel der Tier- und Pflanzenarten des Offenlandes auf den Roten Listen der bedrohten Arten. In Deutschland ist für die Erhaltung der biologischen Vielfalt insbesondere die Art und Weise der praktizierten Landwirtschaft ausschlaggebend, fast die Hälfte der Landesfläche ist Agrarfläche (Europäische Union: 43 Prozent). Die nationale Biodiversitätsstrategie trägt dieser Bedeutung Rechnung, Ziele zur Erhöhung des Anteils an Grünland oder Streuobstwiesen wurden vereinbart. Die Zusagen aber werden nicht eingehalten. Die Landwirtschaft in der Bundesrepublik muss, um einen signifikanten Beitrag zur Sicherung der Biodiversität zu leisten, im Rahmen einer Agrarwende weg von der intensiven Landwirtschaft hin zu einer nachhaltigen extensiven Landwirtschaft transformiert werden. Dies beinhaltet eine umfassende Veränderung der Art zu wirtschaften, speziell aber den Stopp des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pestiziden.

Der Kammolch – eine gefährdete Amphibienart in der Verbandsgemeinde Asbach

In der gesamten Bundesrepublik wird seit Jahrzehnten ein stetiger Rückgang der Amphibienarten beobachtet, eine bedenkliche Entwicklung, bei der die Verbandsgemeinde Asbach keine Ausnahme macht. Auch bei uns sind sämtliche vorkommenden Amphibienarten bedroht, einige stehen kurz vor dem Aussterben, eine ehemals häufige Art ist bereits seit Jahrzehnten völlig verschwunden. Nach den Erhebungen des ANUAL wurden in den vergangenen Jahren 9 Amphibienarten als auf dem Gebiet der VG Asbach heimisch nachgewiesen, nämlich vier Froschlurcharten (Grasfrosch, Erdkröte, Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke) und vier Schwanzlurcharten (Feuersalamander, Teichmolch, Bergmolch, Fadenmolch und Kammolch). Hinzu kommen Einzelfunde des Teichfrosches, die möglicherweise auf Populationen in Gartenteichen zurückgehen. Der Laubfrosch (Hyla arborea) soll bei uns vor Jahrzehnten ebenfalls heimisch gewesen sein, jetzt sucht man ihn allerdings im Freiland vergebens. Wie bereits gesagt, sind alle acht Arten stark gefährdet, aber bei drei von ihnen ist die Bestandssituation so schlecht, daß mit einem baldigen Aussterben gerechnet werden muß, wenn keine massiven Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Bei diesen drei Arten handelt es sich um die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans), die Gelbbauchunke (Bombina variegata), und den Kammolch (Triturus cristatus). In der Verbandsgemeinde Asbach ist es bisher nur an einer einzigen Wasserstelle gelungen, Kammolche nachzuweisen. Es ist daher vorderste Aufgabe, dieses Gewässer zu schützen.

Bundeslandwirtschaftsministerium und NABU im Clinch

Zum Jahresausklang lieferten sich das Bundeslandwirtschaftsministerium und der Naturschutzbund (NABU) Deutschland einen heftigen Schlagabtausch. Auslöser war die Verleihung des "Dinosaurier des Jahres 2012" durch den NABU an Ressortchefin Ilse Aigner. Die Bundesministerin erhalte den Negativpreis für ihre rückwärtsgewandte Klientelpolitik, die den Prinzipien einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Politikgestaltung widerspreche, erklärte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Dies betreffe insbesondere das Festhalten Aigners an einer umweltschädlichen Agrarpolitik und ihr enttäuschendes Engagement für ein besseres Tierschutzgesetz. Hinzu kämen die Blockade der Ministerin bei der Neugestaltung eines umweltverträglicheren Jagdrechts sowie ihr fehlendes Engagement für eine nachhaltigere Fischereipolitik, so Tschimpke. Das Bundeslandwirtschaftsministerium wies die Vorwürfe zurück und konterte seinerseits. Ein Sprecher stellte fest, die "blinde Nuss des Jahres" gehe an den NABU.