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In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Brutpaare des Raufusskauzes im französisch-schweizerischen Jura halbiert

Der nur etwa 25 Zentimeter kleine Raufusskauz (Aegolius funereus) besiedelt in Mitteleuropa hauptsächlich kühle Waldgebiete - in der Schweiz den Jurabogen und die Alpen. Seit dreissig Jahren überwachen Vogelkundler im waadtländischen Jura und im Departement Doubs (F) auf einer Fläche von 125 Quadratkilometern mehr als 600 Raufusskauz-Nester, davon 176 in Spechthöhlen und 425 in Nistkästen. In dieser Zeit nahm dort die Zahl der bebrüteten Nester signifikant ab, der Mittelwert liegt nun bei knapp über zehn Nestern. Über den gesamten Zeitraum variierte die Zahl der Bruten zwischen zwei und 57 mit einem Mittelwert von zwanzig. Die Erhebung führten ehrenamtliche Vogelkundler aus Baulmes VD und Umgebung durch. «Wenn diese Entwicklung so weitergeht, könnte die Art zwischen 2025 und 2035 aus dem Juramassiv verschwunden sein», schreibt der jurassische Ornithologe Pierre-Alain Ravussin in der Fachzeitschrift «Nos Oiseaux».

Lingener Imker verzeichnen dramatischen Insekten-Rückgang

Der Imkerverein Lingen hat bei seiner Generalversammlung verdiente Imker ausgezeichnet. Darüber hinaus zeigten sich die Imker besorgt über die Auswirkungen der Veränderungen der Landschaft auf die Imkerei. Den Beobachtungen der Imker zufolge nimmt seit den 1950er Jahren die Zahl der Hummeln, Wildbienen und Schmetterlinge dramatisch ab. Das zeige, dass unsere Landschaft sich dramatisch verändert habe, heißt es in einer Pressemitteilung der Imker. Es gebe nicht mehr grün blühende Wiesen, Ackerflächen mit Wildblumen umrankt, Kornblumen, Kleearten und Wildkräuter, Wald und Moore. Alles sei hauptsächlich in Agrarlandschaft umgewandelt. Viele nützliche Insekten ernähren sich nach Angaben der Imker heute von ganz anderen Pflanzen als noch vor 50 Jahren. Denn die Blüten, die sie eigentlich bevorzugen, gebe es heute gar nicht mehr. Der Einsatz von Insektiziden im deutschen Rapsanbau hat sich den Lingenern zufolge vervierfacht. Dennoch hätten es die Imker erreicht, das die Bienen auch weiter in unserer Landschaft bestäubend tätig sind. Dieses Wissen müsse an die jungen Imker weiter gereicht werden, hieß es.

Fast die Hälfte aller 13 Reptilienarten sind extrem selten

Rund 600.000 Einzeldatensätze für 33 heimische sowie 14 eingeschleppte Amphibien- und Reptilienarten, die einen bundesweiten Überblick über deren Verbreitung vermitteln. Das ist das Ergebnis eines Projektes, das die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz durchgeführt hat. Daraus entstanden ist der erste Online-Atlas der Amphibien und Reptilien für Deutschland, der ab sofort auf der Website www.feldherpetologie.de/atlas abrufbar ist. Der Online-Atlas liefert nun – 18 Jahre nach dem Standardwerk der Amphibien und Reptilien Deutschlands von Rainer Günther – einen umfassenden Datenfundus für eine zukünftige Revision der Roten Listen der Amphibien und Reptilien Deutschlands und zeigt, welche Arten am häufigsten und welche besonders selten sind. Zu den sehr häufigen Arten zählen bei den Amphibien die Erdkröte und der Grasfrosch, bei den Reptilien Blindschleiche, Waldeidechse und Zauneidechse. Sehr selten ist bei den Amphibien der Alpensalamander, der seinem Namen entsprechend tatsächlich nur im Alpengebiet vorkommt. Bei den Reptilien sind fast die Hälfte der 13 Arten extrem selten, beispielsweise die Europäische Sumpfschildkröte, die Würfelnatter und die Aspisviper.

Der Naturschutzbund fordert Schutz für Lippes einziges Feuersalamander-Vorkommen in Leopoldshöhe

Amphibien gehören zur am schnellsten schwindenden Wirbeltiergruppe. Zurzeit bedroht zudem eine Pilzerkrankung die Feuersalamander-Population. Der NABU mahnt mit Blick auf das nach Angaben des Naturschutzbundes einzige bekannte lippische Vorkommen dieser Tiere in Leopoldshöhe ausdrücklich zur Vorsicht. Neben der Zerstörung ihrer Lebensräume durch den Menschen seit vor allem die weltweit auftretende Pilzerkrankung für den dramatischen Rückgang einzelner Arten verantwortlich, berichtet Hans Dudler vom NABU in einer Pressemitteilung. "Bsal", auch als Salamanderfresser bezeichnet, sei hochgradig krankheitserregend und habe bereits in den Niederlanden und Belgien innerhalb weniger Jahre zum Aussterben ganzer Populationen in Freiheit geführt. Dudler: "Der Pilz frisst buchstäblich Löcher in die Haut, eine Abschottung des Körpers kann nicht stattfinden, die Tiere ersticken, weil die Haut nicht mehr atmen kann."

Insektensterben durch industrielle Landwirtschaft - Experten fordern ein Umsteuern

"Unsere Beobachtungen sind hochgradig beängstigend", sagt Josef Tumbrinck vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Er warnt vor einem neuartigen Insektensterben mit unbekannten Folgen für Deutschland. Nach einer aktuellen Untersuchung ging im Bundesland Nordrhein-Westfalen in den vergangenen 15 Jahren die Masse an Insekten um 80 Prozent zurück. Eine ähnliche Entwicklung wird auch in anderen Regionen befürchtet. "Wenn uns die Fluginsekten fehlen, gerät die gesamte Nahrungskette in Gefahr: Blumen und Bäume werden nicht mehr bestäubt, und den Vögeln fehlt die Nahrungsgrundlage", sagt Tumbrinck, Vorsitzender vom Nabu in NRW. Der Umweltverband hatte zusammen mit Insektenkundlern zwischen 1989 und 2014 an 88 Standorten Insekten gesammelt, ihre Arten bestimmt und sie gewogen. "Während wir 1995 noch 1,6 Kilogramm aus den Untersuchungsfallen sammelten, sind wir heute froh, wenn es 300 Gramm sind", sagt Tumbrinck. Der Rückgang von bis zu 80 Prozent betreffe unter anderem Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen. Besonders Neonicotinoide stehen im Verdacht, für das massenhafte Sterben von Insekten verantwortlich zu sein. Die hochwirksamen Insekten-Nervengifte werden seit Mitte der 1990er Jahre in der Landwirtschaft eingesetzt.

Öko- oder konventionelle Produkte? Der Pestizid-Vergleich

Die meisten Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft sind so stark mit Rückständen von Insekten- und Unkrautvernichtungsmitteln belastet, dass sie nicht als Säuglingsnahrung verkauft werden dürften. Demgegenüber halten 95 Prozent der ökologisch erzeugten Produkte den Grenzwert für Säuglingsnahrung von 0,01 Milligramm pro Kilo ein. Das zeigt eine Studie, die der renommierte Pestizid-Experte Lars Neumeister im Auftrag der Grünen im Bundestag erstellt hat. Der Studienautor wertete die Ergebnisse von fast 58 000 Stichproben aus, die die Lebensmittelüberwachungsbehörden der 16 Bundesländer in den Jahren 2011 bis 2013 untersucht hatten. Eindeutiger hätte das Ergebnis kaum ausfallen können: In allen 37 Produktkategorien – vom Apfel bis zur Zitrone - wiesen Bio-Lebensmittel deutlich niedrigere Rückstandsgehalte auf als die konventionellen Vergleichserzeugnisse.

Wildblumen und Ackerrandstreifen können zu BIENENFALLEN werden - aktuelle britische Studie erschienen

Kurzfassung aus dem Abstrakt: „Wir quantifizierten die Konzentrationen von Neonikotinoid-Insektiziden und Fungiziden im Pollen von Raps und im Pollen von Wildblumen, die in der Nähe von Ackerland wuchsen. …Pollen gesammelt von Bienen und Hummeln enthielt eine breite Palette an Pestiziden, einschließlich Carbendazim, Boscalid, Flusilazole, Metconazole, Tebuconazole and Trifloxystrobin und die Neonikotinoide Thiamethoxam, Thiacloprid und Imidacloprid. Bei Hummeln fanden sich die Fungizide Carbendazim, Boscalid, Tebuconazole, Flusilazole und Metconazole mit Konzentrationen bis zu 73 Nanogramm/Gramm (ng/g). Es ist bemerkenswert, dass Pollen, der von Bienen in ländlichen Gebieten gesammelt wurde, höhere Werte an den Neonikotinoiden Thiamethoxam (Mittel 18 ng/g) and Thiacloprid (Mittel 2.9 ng/g) aufweist, zusammen mit einer Reihe von Fungiziden, bei denen von einigen bekannt ist, dass sie synergistisch mit Neonikotinoiden wirken….. „ Kurz: Bienen, Wildbienen und Hummeln in Ackerbaugebieten sind sowohl von Seiten der Ackerkulturen – als auch von Seiten der wildblühenden Ackerbegleitflora mit einem vielfältigen Cocktail aus Pestiziden (Neonikotinoiden und Fungiziden) belastet. (Pyrethroide wurden dabei noch gar nicht untersucht). Es mag zwar mittlerweile durch die Einschränkung der drei Neonikotinoide Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam ein leichter Rückgang bei dieser bienengefährlichen Insektizidgruppe bei gleichzeitiger Verschiebungen zu Thiacloprid stattgefunden haben – dies ändert aber nichts an der Gesamtproblematik.

Immer weniger Forellen in Berner Flüssen

In Berner Flüssen und Bächen tummeln sich immer weniger Fische. So hat die Zahl der gefangenen Bachforellen und Äschen in den vergangenen 25 Jahren um über die Hälfte abgenommen, wie aus einer Auswertung der Fangstatistik des kantonalen Fischereiinspektorates hervorgeht. Seit 1989 müssen die Angler im Kanton Bern ihre Fänge in einer Statistik eintragen. Die zwei Millionen erfassten Einträge bis Ende 2013 wurden nun erstmals vertieft analysiert. Fazit: Art und Fangort der Fische haben sich in einen den vergangenen 25 Jahren stark verändert. Insgesamt ging der Fischfang in Flüssen, Bächen und Stauseen im Vergleich der Perioden 1989-1997 und 2006-2013 um 22 Prozent zurück.

Pestizid-Cocktail in einem Bach im Kanton Thurgau

Es ist ein regelrechter Pestizid-Cocktail: 21 Spritzmittel hat die «Rundschau» in einem Bach im Kanton Thurgau gemessen. Drei Giftstoffe liegen ein Mehrfaches über dem Grenzwert der Gewässerschutz-Verordnung. «Das ist ein bemerkenswert hoher Wert», sagt Christian Stamm vom Wasserforschungsinstitut Eawag zu der Pestizid-Konzentration im Eschelisbach bei Güttingen (TG). Die «Rundschau» hat Ende Juli dort Stichproben genommen und diese von einem Vertrauenslabor in Deutschland untersuchen lassen. Insgesamt lassen sich 21 Spritzmittel nachweisen. Gemäss Gewässerschutzverordnung gilt pro Giftstoff ein Grenzwert von 0.1 Mikrogramm pro Liter. Drei Stoffe liegen deutlich darüber: Azoxystrobin mit 2,4 Mikrogramm und Azoxystrobinsäure mit 4.6 Mikrogramm. Mit 9.4 Mikrogramm überschreitet die gefundene Menge des Fungizids Fluopyram den Grenzwert um das mehr als 90fache. «Die Stichprobe passt ins Bild, das wir mit unseren Studien breit abgestützt sehen», so Christian Stamm vom Wasserforschungsinstitut Eawag. In Bächen und Flüssen in intensiv landwirtschaftlich genutztem Gebiet würden zum Teil bis zu 50 Giftstoffe nachgewiesen. «Wir haben ein Problem in unseren Gewässern, und man müsste Massnahmen treffen, um solche Konzentrationen zu vermeiden.»

Das Rebhuhn droht auszusterben in Österreich

Rebhuhn, Feldlerche, Wachtel, Kiebitz, Mehlschwalbe und Girlitz: Alle diese Vogelarten vereint das gleiche Schicksal. Ihre Bestandszahlen sind seit Jahren in Österreich rückläufig. Die Vogelschutzorganisation BirdLife hat die Bestände vieler heimischer Arten genau im Blick und dokumentiert deren Entwicklung. Seit 1998 zeigt der sogenannte Farmland Bird Index einen Rückgang der häufigsten Feldvögel von bis zu 42 Prozent! "Das ehemals bundesweit verbreitete Rebhuhn (Perdix perdix) ist in Vorarlberg bereits völlig ausgestorben, in Kärnten und der Steiermark steht es nach dramatischen Bestandseinbrüchen kurz davor", warnt Gerald Pfiffinger von BirdLife. "Ohne Gegensteuern ist es absehbar, dass Österreich bald nicht nur seltene Brutvögel verliert, sondern auch andere Arten an den Rand des Aussterbens gedrängt werden."