Gartenvögel werden merklich weniger

Seit sieben Jahren lädt der Naturschutzbund, NABU, zusammen mit dem bayerischen Landesbund für Vogelschutz, LBV, bundesweit zur Mitmachaktion „Stunde der Gartenvögel“ ein. 2011 wurde die Bevölkerung vom 7. bis 9. Mai zur Vogelzählung eingeladen. 43 000 Vogelfreunde aus ganz Deutschland haben sich daran beteiligt. Die Ergebnisse bestätigen den Eindruck, den viele aufmerksame Vogelfreunde schon länger gewonnen haben. Gartenvögel werden immer weniger. Der Haussperling Passer domesticus nimmt zwar trotz beständig rückläufiger Zahlen immer noch den Spitzenplatz ein unter den beobachteten Vogelarten, aber nur, weil eben auch die Zahlen der anderen Arten zurückgegangen sind, so zum Beispiel bei der Amsel Turdus merula.

Nach drastischen Verlusten in den Vorjahren konnten sich Kohlmeise Parus major und Star Sturnus vulgaris auf dem Niveau von 2010 halten. Hingegen sind die Blaumeisen Cyanistes caeruleus seit 2005 um 20 Prozent weniger geworden. Das ist vielen Vogelfreunden schon an ihren Futterstellen im Winter aufgefallen. Einen neuen Tiefststand von 30 Prozent seit 2008 wurde bei den Buchfinken Fringilla coelebs festgestellt. Auch das ohnehin nie zahlreich auftretende Rotkehlchen Erithacus rubecula musste seit 2006 einen Rückgang von 24 Prozent hinnehmen.

Alle Angaben beziehen sich auf den Bundesdurchschnitt. Es wird sicher regionale Unterschiede und auch davon abweichende subjektive Beobachtungen geben. Insgesamt zeichnet sich ein allgemein erkennbarer Trend nach unten ab, auch wenn nur gering, sogar bei Elstern Pica pica und Rabenkrähen Corvus corone.

Hauptursache für diese Entwicklung, besonders bei den klassischen Gartenvögeln, ist die häufig naturferne Gestaltung der Gärten. Darin sind sich alle Fachleute einig. In einem pingelig feinen, kurzen Rasen findet vielleicht die Amsel leichter einen Wurm. Aber die wichtigste Nahrung für die jungen Singvögel sind Raupen. Die gibt es aber nur, wenn Schmetterlinge und andere Insekten ihre Eier an heimische Pflanzen, Sträucher und Bäume legen können. Exotische Gewächse fliegen sie fast nur zur Nektarsuche an.

Eine Fortpflanzung der heimischen Insekten als zweitwichtigstes Glied nach den Pflanzen in der Nahrungskette für Mensch und Tier gibt es auf den fremdländischen und kultivierten Gewächsen fast nicht. Die aufwändigste Winterfütterung hat für die Bestandserhaltung keinen Wert, wenn die Vögel im Frühjahr keine Jungen aufziehen können.

Goldammern Emberiza citrinella haben mit ihrem Federkleid früher den Boden um die Futterstellen gelb gefärbt. Sie sind in großen Scharen eingefallen. Dazwischen Hänflinge Carduelis cannabina und Stieglitze Carduelis carduelis. Sie treten da kaum noch in Erscheinung. Ihre Brutreviere liegen hauptsächlich an den Siedlungsrändern und in der offenen Feldflur und sind dort auf eine artenreiche Pflanzengesellschaft angewiesen. Die finden sie auf den heutigen Landwirtschaftsflächen kaum noch.

Quelle:Schwäbische.de, 14.08.2011
http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/mengen/stadtna…