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Artenschwund überschreitet planetare Grenze

Ernüchternde Bilanz: Ein Großteil der irdischen Ökosysteme hat seine Belastungsgrenze bereits überschritten. Auf 58 Prozent der Landflächen ist der Artenschwund so groß, dass die planetare Grenze der Biodiversität erreicht ist, wie Forscher berichten. Das bedeutet, dass die betroffenen Ökosysteme für uns wichtige Funktionen und Dienstleistungen kaum noch erbringen können. Die Menschheit spiele "ökologisches Roulette", so die Forscher im Fachmagazin "Science".

Artenschwund: Die Grenze ist überschritten

Viele Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht oder sind bereits verloren. Zu viele, meint eine neue britische Studie: Auf 58 Prozent der Erdoberfläche sei die Artenvielfalt gefährlich reduziert. Man geht davon aus, dass die Natur 10 Prozent weniger Tier- und Pflanzenarten gerade noch verkraften könne – das sei eine „sichere Grenze“, sagt der britische Biowissenschaftler Tim Newbold.

Schmetterlingssterben in Deutschland setzt sich fort

Immer mehr Schmetterlingsarten in Deutschland sterben einer Studie zufolge aus. Aktuell gelten 53 Arten als verloren, 106 sind demnach vom Aussterben gefährdet, wie aus der für die Grünen-Bundestagsfraktion erstellten Untersuchung hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP am Freitag vorlag. Bundesweit vom Aussterben bedroht ist demnach etwa der Eschen-Scheckenfalter, auch Maivogel oder Kleiner Maivogel genannt. Bei den Tagfaltern sind dem Papier zufolge bundesweit 41,5 Prozent der bekannten 184 Arten bereits ausgestorben oder bestandsgefährdet.

Stichproben in kleinen Gewässern am Bodensee haben eine alarmierende Artenarmut ergeben

Damit hatte niemand gerechnet: Die Artenvielfalt in kleineren Gewässern am Bodensee scheint sehr gering zu sein. Irmtraud Schuster, die Umweltdezernentin des Landratsamtes Bodenseekreis, räumt ein, dass die Ergebnisse erster Prüfungen sie schon alarmiert hätten. Doch habe das Institut für Seenforschung nur Stichproben gezogen und lediglich – den allerdings wichtigen – Bereich der wirbellosen bodenlebenden Tiere untersucht. Ursache könnten Pflanzenschutzmittel sein, die aus dem Obstbau in die Bäche getragen werden.

Schweizweit sind kleinere Fliessgewässer mit Giften verseucht

Sie sind unscheinbar und doch überall vorhanden. Kleine Bäche prägen das Landschaftsbild. Sie machen rund drei Viertel des 64 000 Kilometer grossen Schweizer Gewässernetzes aus. Doch sie sind oft kein guter Lebensraum mehr. Gründe sind Pestizide, die das Wasser für Wassertiere vergiften. Insbesondere am Anfang von Regenphasen gehen die Ausschläge hoch. Aber auch zwischen diesen Höchstwerten gibt es in vielen Bächen der Schweiz nachweislich Rückstände von Pestiziden. Dies zeigt eine Studie, die im Auftrag des Bundesamts für Umwelt realisiert wurde.

Immer weniger Vögel in Niedersachsen

Die Zahl der Vögel in Niedersachsen geht weiter zurück. Im vergangenen Winter seien etwa 17 Prozent weniger Vögel gezählt worden, berichtet der NDR. Insgesamt über 40 Vogelarten stehen nach Angaben der Vogelschutzwarte Niedersachsen auf der sogenannten Roten Liste. Ein Grund für den Rückgang des Vogelvorkommens liegt in der Landwirtschaft. Weil Landwirte immer mehr Pestizide einsetzten, sterben viele Insekten. Die fehlen dann den Vögeln als Nahrung. Daher fordert Niedersachsens Umweltminister Steffen Wenzel, den Einsatz von Pestiziden stärker einzudämmen.

Erst sterben die Insekten, dann die Vögel

Die Zahl der Vögel in ganz Deutschland und Europa geht dramatisch zurück. Vor allem Vögel, die in Agrarlandschaften leben, sind bedroht. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen, die der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vorlag, hat die Bundesregierung die Zahlen zusammengetragen: Insgesamt ist demnach in der EU die Zahl der Brutpaare in den landwirtschaftlichen Gebieten zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen zurückgegangen, ein Minus von 57 Prozent.

Fledermäusen droht Hunger-Tod

Große Sorge um unsere Fledermäuse. Die kleinen Kobolde der Nacht müssen hungern – weil kaum noch Fliegen und Falter herumschwirren! „Der Insektenschwund fällt auf“, sagt Fledermaus-Expertin Petra Gatz (46) vom NABU Hessen. „Autofahrer freuen sich, dass ihre Windschutzscheibe sauber bleibt – aber unsere Fledermäuse haben ein großes Nahrungsproblem. Fledermäuse brauchen gerade jetzt viel Nahrung. Sie sind aus dem Winterschlaf erwacht und richtig hungrig.“ Bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts müssen sie täglich futtern.

Vögel leiden unter Insektensterben

Viele Zugvögel kommen jetzt wieder in die oberschwäbischen Gärten zurück – oder sind bereits da. Doch jedes Jahr werden es weniger: Denn mit dem Insektensterben bricht für die meisten Zugvögel die Nahrungsgrundlage weg und auch den Obstbauern fehlen die Insekten. „80 Prozent der Biomasse der Insekten sind in den vergangenen zehn Jahren weggefallen“, sagt Georg Heine vom Naturschutzbund (Nabu) Wangen.

Im Schrebergarten ist der Gartenrotschwanz selten Zaungast

Der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) war noch vor hundert Jahren in der Schweiz weit verbreitet. Doch heute begegnet man dem Singvogel mit dem orangen Schwanz kaum mehr. Dass dieses Gezwitscher selten geworden ist, hat einen guten Grund: Gartenrotschwänze ernähren sich von allerlei Kleingetier, das auf dem Boden und auf Gräsern herumkrabbelt. Von einer Sitzwarte aus, einem Baumstrunk zum Beispiel, suchen die Vögel den Boden ab: nach Käfern, Ameisen, Raupen und Spinnen. Doch haben Düngemittel und Pestizide vielen dieser Bodenkrabbeltiere den Garaus gemacht.