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Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz - Pestizide contra Artenschutz - Vortrag des Toxikologen Dr. Henk Tennekes

Pestizide rücken immer stärker ins Licht in der Diskussion um den Rückgang der Biologischen Vielfalt. In der Landwirtschaft großflächig Verwendung findende Pestizide wirken nicht nur auf die Zielorganismen, sondern direkt oder indirekt auf teils hochgradig gefährdete Arten unter europäischem Schutz. So finden vor allem die Auswirkungen von Neonikotinoiden auf Bienen aktuell starke Beachtung. Neue Veröffentlichungen weisen nun auf den Einfluss von Neonikotinoiden auf Vögel und Säuger hin. Dies kann durch eine direkte Wirkung geschehen, indem z.B.

Buntester Singvogel stark bedroht

Der Distelfink (Carduelis carduelis) steht für vielfältige und farbenfrohe Landschaften. Leider gibt es in Deutschland immer weniger davon. Nach Angaben des Dachverbands deutscher Avifaunisten (Vogelkundler) auf der Internet-Seite des Nabu-Bundesverbands ist die Zahl dieser Vögel in Deutschland von 1990 bis 2013 um 48 Prozent gesunken. Offizielle Schätzungen gehen derzeit von 305 000 bis 520 000 Brutpaaren deutschlandweit aus. „Im Winter sieht man an Odenwälder Futterplätzen zwischen 70 und 80 Stück“, erklärt die Beisitzerin des Nabu-Kreisverbands, Petra Kaffenberger, auf ECHO-Nachfrage.

Pestizide töten Vögel

Sie sind nicht das Ziel der landwirtschaftlichen Spritzmittelausbringungen, trotzdem leiden auch Wildvögel unter den Auswirkungen des Gifteinsatzes. Quasi ein Kollateralschaden im Kampf gegen Pflanzenschädlinge. Ackerbauliche Flächen werden in Deutschland größtenteils als Monokulturen betrieben. Hektargroße Flächen, auf denen nur eine einzige Pflanzenart wächst. Aber so schön fürs Auge auch – beispielsweise – die riesigen Rapsfelder sind, diese Monokulturen sind sehr anfällig für Schädlinge.

Zwei Angehörige der Chemie-Industrie unter den Experten des Hauptberichts zum Thema Blütenbestäubung

Es hat den Anschein, als ob Wissenschaftler aus der Kohle-Industrie die Federführung für einige Kapitel des jüngsten Berichts des Weltklimarates (IPCC) übernommen hatten... Nicht einmal vier Jahre nach seiner Gründung und während seines 4. Plenums, welches vom 22. bis 28.

Landwirtschaft belastet Böden

Ein aktuelles Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes macht die Landwirtschaft für den schlechten Zustand unserer Böden, des Grundwassers und der biologischen Vielfalt verantwortlich. Der Tenor: Stickstoff, Phosphor, Schwermetalle - unsere Landwirte holen zwar das Mögliche aus den Böden heraus. Aber sie tun es nicht nachhaltig. Der übermäßige Einsatz von Mineraldüngern, Gülle und Pestiziden macht die Böden auf Dauer krank. Und schädigt auch das Grundwasser, das Klima und die Artenvielfalt auf den Feldern.

Alarm für Meerestiere in Nord- und Ostsee

Von 1700 untersuchten Arten an Fischen, wirbellosen Tieren und Großalgen in den deutschen Nord- und Ostseegewässern sind 30 Prozent gefährdet. Dieses Resümee zieht das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das in Bonn die Rote Liste der Meeresorganismen vorlegte. Damit sei die Situation in Nord- und Ostsee kaum besser als im Binnenland. Auf der neuen Roten Liste stehen auch Knorpelfische wie Dornhai und Glattrochen. Ihre Lage ist laut BfN kritisch und hat sich weiter verschärft. Auch bei Aal, Schellfisch und Sternrochen hat sich die Gefährdungssituation im Vergleich zur vorangegangenen Roten Liste deutlich verschlechtert. Zudem würden die am Meeresgrund vorkommenden Organismen wie Schwämme und Muscheln und die Lebensgemeinschaften der Sandkorallenriffe beeinträchtigt sein. Von den bei früheren Analysen untersuchten 9000 Arten an Land- und Süßwasserorganismen stehen sogar 45 Prozent auf der Roten Liste. "Damit scheint die Situation in den Meeren mit 30 Prozent Rote-Listen-Arten deutlich besser zu sein, doch der Eindruck täuscht", zitiert das BfN seine Präsidentin Beate Jessel.

Blauracken (Coracias garrulus) sind beinahe aus Österreich verschwunden

Nur noch zwischen zwei und 20 nistende Brutpaare der Blauracken konnten in den vergangenen drei Jahrzehnten pro Saison in der Steiermark gezählt werden. Das Siedlungsareal bei Stainz zwischen Bad Gleichenberg und Bad Radkersburg im Grenzgebiet zu Slowenien ist der kümmerliche Rest eines einst viel größeren Verbreitungsgebietes der Rackenvögel auf österreichischem Boden. Um 1880 waren die Blauracken nicht nur in der gesamten Süd- und Oststeiermark heimisch, sondern siedelten auch im Kärntner Drautal, fast im gesamten Burgenland und im südlichen Niederösterreich bis Wien. Während Anfang der 1950er-Jahre noch rund 270 Brutpaare in der Steiermark nisteten, nahm ihre Zahl vor allem in den 1970er-Jahren dramatisch ab. Nur wo halbwegs extensive Landwirtschaft betrieben wird, haben sie eine Chance zu überleben. Wegen der Reduzierung der Viehwirtschaft wurden früher Wiesen durch Maismonokulturen ersetzt, und kleinparzellige Ackerflächen verschwanden. Die Blauracken benötigen jedoch diese Habitate für ihre Ansitzjagd auf große Insekten wie Maulwurfsgrillen und Heuschrecken.

Der Haussperling ist in München fast verschwunden

Der unscheinbare Haussperling (Passer domesticus), jedem bekannt als Spatz, hat sich aus vielen deutschen Großstädten und Stadtzentren zurückgezogen. Nach Angaben von Naturschützern werden Spatzen in bayerischen Großstädten immer seltener. Zum Weltspatzentag, dem 20. März macht der Landesbund für Vogelschutz (LBV) auf den Rückgang der früheren "Allerweltsvögel" aufmerksam. Nicht nur Vogelarten auf der Roten Liste seien stark bedroht, so der LBV. Bekannte Vögel wie der Spatz müssten geschützt werden, sonst gehe es ihnen immer schlechter. Besonders in München seien die Vögel weniger geworden, meint Sylvia Weber vom Vogelschutz LBV. Inzwischen seien sie dort eine gefährdete Art. Dieselbe Entwicklung wie in der Landeshauptstadt München zeichnet sich auch in anderen großen Städten, wie Nürnberg ab.

Auf nordrhein-westfälischen Äckern und Wiesen findet ein Massaker statt

Je effektiver die Bauern arbeiten, desto mehr wilde Tiere und Pflanzen werden ausgerottet. Das ist die bittere Bilanz von Naturschützern am Tag des Artenschutzes (03.03.2016). Auf nordrhein-westfälischen Äckern und Wiesen findet ein Massaker statt. Die wilden Tiere und Pflanzen, die hier eigentlich zuhause sind, schwinden rapide. "Während wir darüber sprechen, stirbt gerade der Feldhamster aus", sagt Peter Schütz vom Landesamt für Natur (LANUV). Mehrere Vogelarten der offenen Feldflur sind auch bald ganz verschwunden. Und einst auf dem Land häufige Vögel wie Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn, Pflanzen wie Ackerrittersporn und Adonisröschen sind selten geworden. "45 Prozent der Arten in NRW sind vom Aussterben bedroht" oder bereits ausgestorben, schreibt das Umweltministerium. Die meisten auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen. Auch der Flächenverbrauch von zehn Hektar pro Tag durch Bebauung und Braunkohletagebau sei ein wichtiger Grund für das Massensterben, meint Peter Schütz. Der andere aber sei die Intensivierung der Landwirtschaft. Etwa der Einsatz von Spritzmitteln, die so wirksam sind wie nie zuvor: Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat für "saubere Ackerflächen", dessen Abbauprodukte "en masse" überall in der Natur zu finden seien. Und die Insektenvernichtungsmittel Neonicotinoide, mit denen "sogenannte Schädlings-Populationen beinahe vollständig vernichtet" werden. Mit Wildkräutern und kleinen Insekten wird aber auch die Nahrung von Wildbienen und Vögeln vernichtet.

Belastung der Oberflächengewässer in Nordrhein-Westfalen mit Neonicotinoiden

Für die Bestandsaufnahme (ECHO-Messprogramm) wurden Proben aus folgenden Bereichen gezogen:
Oberflächenwasser (68 Proben) Erft (1), Emscher (2), Lippe(2), Rhein (9), Ruhr (4), Rur (3), Schwalm (2), Sieg (1), Wupper (1), Dortmund-Ems-Kanal (1), Kleingewässer Eifel (14), Kleingewässer Kreis Kleve (20), Kleingewässer Münsterland (8). Die sechs Einzelstoffe Acetamiprid, Clothianidin, Imidacloprid, Nitenpyram,Thiacloprid, Thiamethoxam der untersuchten Stoffklasse der Neonicotinoide treten in der aquatischen Umwelt in Nordrhein-Westfalen nicht ubiquitär auf, sondern gelangen lokal durch Abschwemmung, Abdrift oder Direkteintrag bei Ausbringung von Insektiziden in Gewässer. Die Konzentrationen der Stoffe bewegten sich für Oberflächenwasser zwischen Werten kleiner 0,005 µg/l (Untere Anwendungsgrenze des Analysenverfahrens) und einem Höchstwert für Clothianidin von 1,1 µg/l. Die Stoffe Acetamiprid und Nitenpyram konnten in keiner Probe nachgewiesen werden. Am häufigsten trat Imidacloprid mit bis zu 0,15 µg/l in Oberflächenwasser auf, während Clothianidin, Thiacloprid, Thiamethoxam nur in untergeordnetem Maße vorkamen. Eine signifikante Belastung des Grundwassers mit Neonicotinoiden konnte anhand der 97
untersuchten Proben nicht festgestellt werden. Lediglich in zwei Proben und ausschließlich
für den Stoff Clothianidin fanden sich Konzentrationen bis maximal 0,012 µg/l.