„Du hast ja eine Meise“ ist zumindest in diesem Winter eher als Kompliment aufzufassen: An den Futterhäuschen im heimischen Garten werden nur noch sehr vereinzelt gefiederte Besucher gesichtet. Beim Naturschutzbund Münster befürchtet man schon einen „stummen Frühling“. Nabu-Sprecherin Karin Rietmann: „Uns erreichen täglich mehrere besorgte Anrufe, weil in den Wohngebieten kaum noch Singvögel zu sehen sind.“ Eine Ursache ist offenbar die schlechte Brutsaison 2016. Wegen der wenig frühlingshaften Witterung gab es in der ersten Jahreshälfte 2016 auch deutlich weniger Insekten. Vögel, die nicht an der Kälte gestorben sind, mussten nach Einschätzung des Nabu schlichtweg verhungern. Auch das Verschwinden von Wiesen und Blütenfeldern sei ein Problem, weil so die Zahl der Fluginsekten als wichtigstes Nahrungsmittel für Vögel „dramatisch zurück gehe“. Nabu-Vogelexperte Peter Hlubek: „Wir brauchen ein Umdenken, auch bei den Landwirten.“ Viele Gartenbesitzer haben im Herbst beim Reinigen ihrer Nistkästen tote Jungvögel oder gar nicht erst ausgebrütete Eier gefunden; nicht nur für Vogelschützer „ein echtes Drama“, so Ornithologe Heinz Kowalski. Besonders betroffen sind die Meisen. Sie brüten in der Regel nur einmal und haben dann bis zu 15 Jungtiere, von denen selbst in guten Jahren nur wenige durchkommen. Durch den Ausfall der kompletten Brut 2016 fehlt quasi ein kompletter Meisen-Jahrgang.
Quelle: Westfälische Nachrichten, 04.01.17
http://www.wn.de/Muenster/2650400-Katastrophaler-Brut-Jahrgang-2016-Wen…
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