Die Insekten-Population ist in den vergangenen 27 Jahren um knapp 80 Prozent zurückgegangen. Paul Nothers, diplomierter Landwirt, passionierter Jäger und Bundesverdienstkreuzträger, hat schon vor drei Jahren lautstark vor dem Insektensterben und den Folgen für ganze Ökosysteme durch den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden, allen voran Neonikotinoide und Glyphosat, gewarnt. Seit vielen Jahren beobachtet der 84-jährige Orbroicher mit großer Sorge die Abnahme der Insekten. Sie sind nicht nur Bestäuber im Obst- und Gemüseanbau, sondern sie beseitigten auch Schädlinge, zersetzten Aas, Totholz oder Kot.
Die Insektenforscher von Krefelds Entomologischem Verein haben bei einer Messung zum Bestand an Insekten nach einem Standardverfahren eine bestürzende Entdeckung gemacht: Seit 1989 ist demnach die Menge an Insekten an zwei Stellen im Orbroicher Bruch um drei Viertel eingebrochen. "Mehr als 75 Prozent der flugaktiven Insekten sind einfach weg", sagt Heinz Schwan vom Entomologischen Verein.
Das seit "wirklich dramatisch", sagte er. "Und dramatisch ist auch: Wir wissen nicht, woran es liegt und was es für ökologische Folgen haben kann. Wir wissen nur, dass Insekten eine eminente systemische Bedeutung in der Natur haben." Schwan und seine Mitstreiter fordern nun dringend mehr Forschung über Ursache und Wirkung des Insektenschwundes. In der Fachwelt habe ihre Messung bereits für Unruhe gesorgt. Auf Grundstücken von Paul Nothers haben Heinz Schwan, Martin Sorg, Werner Stenmans und Andreas Müller im Orbroicher Bruch eine Prozedur wiederholt, wie sie 1989 an gleicher Stelle, in gleicher Form und von den gleichen Personen durchgeführt wurde. "Damit sind die Zahlen sehr verlässlich vergleichbar", betonen die Entomologen.
Nothers appelliert, nicht den Landwirten alleinig dafür die Schuld zu geben: „Für die ist es schwierig, ohne neue Produkte der großen Chemiefirmen den Einsatz von Pestiziden und Herbizden zu reduzieren. Deren frühere Monopolstellung, wie beispielsweise bei Glyphosat, ist eine große Geldeinnahmequelle.“
Ein weiteres Problem sei, dass es für die neuen Chemikalien noch keine Grenzwerte gebe. „Dabei werden sie schon in ganz geringen Mengen wirksam.“ Die geringste Dosis sorge bereits dafür, dass Bienen ihren eigenen Stock nicht mehr finden und langsam, aber sicher deshalb sterben. Neben entsprechenden neuen Grenzwerten und Verboten werde deshalb das Greening in der Landwirtschaft umso notwendiger. Bei Thomas Vennekel in Hüls und bei Nothers in Orbroich sind viele neue Blühstreifen an Acker- und Straßenrändern angesetzt worden. Die helfen zumindest dabei, dass Insekten den kahlen Winter überleben.
Quellen: Westdeutsche Zeitung, 19.10.17
http://www.wz.de/lokales/krefeld/krefelder-beweisen-dramatisches-insekt…
RP Online, 30.12.13
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/unruhe-ueber-dramatische-in…
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