Großtrappen brauchen sehr viele Insekten für die ersten Lebenswochen ihrer Jungtiere. Doch sie finden einfach zu wenige

Gleich hinter dem Dörfchen Baitz stehen an allen Wegen sehr gut sichtbar die leuchtend gelben Schilder: „Naturschutzgebiet“. Durchfahrt verboten, denn hier leben ganz, ganz seltene Vögel: Großtrappen (Otis tarda) – immerhin die größten flugfähigen Vögel Europas, die vor 20 Jahren in Deutschland fast ausgestorben waren. Mitte der 90er-Jahre, als auch in Brandenburg der Tiefpunkt für diese Population erreicht war, wurden nur noch 57 Tiere gezählt. „Aktuell sind es 232“, sagt Steffen Bohl, der Chef des Naturparks Hoher Fläming. „Das ist die höchste Zahl der vergangenen zwei Jahrzehnte. Aber die Trappen sind trotzdem noch vom Aussterben bedroht, denn erst bei mehr als 1000 Tieren würde die Population als stabil gelten.“ Dass der seltene Vogel überlebt hat, liegt allein am Menschen. Aber er ist auch Schuld daran, dass er fast ausgestorben ist. „Im 17. und 18. Jahrhundert zahlte der Staat noch Abschussprämien, weil Großtrappen überall verbreitet waren und als Landplage galten“, erzählt Bohl. Der Bestand sank aber immer weiter, 1939 wurden noch 3 400 Tiere in der Mark Brandenburg gezählt. Der Grund für den massiven Rückgang war die Intensivierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, sagt Bohl. „Durch die Pestizide sank die Zahl der Insekten dramatisch.“ Die Trappen brauchen aber sehr viele Insekten für die ersten Lebenswochen ihrer Jungtiere. Doch sie fanden einfach zu wenige. Genau wie andere Vögel, etwa Feldlerche, Raubwürger oder Neuntöter. Bohl erklärt, dass wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben, dass auf den intensiv genutzten Futterwiesen der modernen Landwirtschaft zehn Mal weniger Insekten leben als auf einer Naturwiese.

Quelle: Berliner Zeitung, 03.03.2016
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/brandenburg/grosstrappen-ruesten-…