Immer mehr norddeutsche Vögel sind vom Aussterben bedroht

Man hat sich mit Uwe Westphal verabredet, um mit ihm über heimische Singvögel zu sprechen. Er ist das, was man einen Experten nennt, er hat Biologie mit den Schwerpunkten Zoologie und Ökologie studiert, er hat lange Zeit beim Nabu gearbeitet, war Biologe an der Naturschutz-Akademie in Wetzlar, und außerdem und vor allem hat er die Begabung, Vogelstimmen zu imitieren. Er wuchs auf einem Bauernhof im niedersächsischen Maschen auf, und dort und damals war die Welt noch in Ordnung. Der Storch saß beim Nachbarn auf dem Scheunendach, die Schwalben flogen abenteuerliche Manöver, über den Feldern sangen die Feldlerchen, und Kiebitze, die gab es auch. Und heute? Uwe Westphal kneift die Augen zusammen. „Heute?“, fragt er zurück, beinahe klingt es verächtlich. „Der Hänfling ist kaum noch da. Die Lerche, früher ein Allerweltsvogel, ist heute eine Besonderheit. Die Grauammer ist im Westen ganz verschwunden. Und der Kiebitz? Der wurde nach unten regelrecht durchgereicht. Stand erst auf der Vorwarnliste, dann stufte man ihn als gefährdet ein, dann als stark gefährdet, und bald wird es heißen, er sei vom Aussterben bedroht. Wir sind mitten im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier“, sagt er, „wir wissen nicht, wie es ausgeht. Es ist apokalyptisch.“

Quelle: LN Online, 22.06.2015
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