»Es soll später einmal nicht die Frage gestellt werden müssen: Was habt ihr mit unserer Welt gemacht?«

Die Ent­wick­lung der Vo­gel­welt in den letz­ten 20 bis 25 Jah­ren ist be­sorg­ni­s­er­re­gend. Dar­auf ging Hart­wig Brön­ner, Vor­sit­zen­der des Lan­des­bunds für Vo­gel­schutz (LBV) Main-Spess­art, in sei­nem Vor­trag »Ver­s­tum­men die Vö­gel?« am Don­ners­tag in der Kü­fer­stu­be in Lohr ein. Für Blaukehlchen und Bekassine gibt es keine Brutnachweise mehr, der Gartenrotschwanz ist gefährdet und der Wendehals vom Aussterben bedroht. Selbst die häufige Goldammer ist nur noch selten zu sehen. Erwähnt werden müssten in dieser Aufzählung noch viele, leider zu viele Arten, so Brönner.
Wo liegen die Gründe für den Rückgang und das Aussterben der Vogelarten? Ökosysteme werden stark beeinflusst durch Landwirtschaft, Straßenbau, Industrie, Tourismus, Schädlingsbekämpfung, Begradigung von Flüssen und Bächen. Aber auch Energiewende und Klimawandel tragen zur Veränderung bei.
Dadurch haben viele Arten ihre Lebensgrundlage verloren und das sei gleichbedeutend mit Artenverlust. Indikator für den Zustand der Natur sei die Vogelwelt. Gehe es den Vögeln schlecht, gehe es auch der Natur schlecht.
Brönner forderte ein Umdenken mit dem Ziel, die Artenvielfalt zu erhalten. Dafür müsse man Ökosysteme sichern oder neu schaffen. Brach- und Blühflächen, Hecken, Streuobstwiesen und vieles mehr seien nötig. Biotop- und Brutpflege, Renaturierungen, Anlage von Teichflächen und andere Maßnahmen dienen dazu, die Ökoleistung der Natur zu sichern.
Im Tierreich gibt es ausgeprägte Spezialisten (etwa Hummeln und Bienen), die auf bestimmte Pflanzen oder Lebensräume angewiesen sind. Das Aussterben der Pflanzen oder Vernichtung von Lebensräumen gingen immer einher mit dem Aussterben der Spezialisten.
Mit der Erhaltung des Artenreichtums in den Wäldern sehe es nicht ganz so schlecht aus, doch sei es auch hier unerlässlich, dem Lebensraumverlust entgegen zu treten. Zum Beispiel, wenn mit Rodungen artenreiche Eichen- und Buchenflächen in weniger artenreiche Douglasienbestände umwandelt werden.
Brönner setzt sich leidenschaftlich für die Errichtung des Nationalparks im Spessart ein, weil dieser ein Gewinn für Mensch und Natur wäre. Der Spessart sei das waldreichste deutsche Mittelgebirge, sei auf der Welterbeliste der Unesco eines der bedeutenden Buchenwaldgebiete, habe eine außergewöhnliche Artenvielfalt mit bedeutenden Brutvorkommen von Halsbandschnäpper, Mittelspecht und Mauersegler.
Aber auch Arbeitsplätze würden durch einen Nationalpark geschaffen. Die Öffentlichkeit müsse zeigen, dass eine Umkehr zwingend nötig sei. »Es soll später einmal nicht die Frage gestellt werden müssen: Was habt ihr mit unserer Welt gemacht?«
Walter Malkmus dankte Hartwig Brönner für den informativen Abend und für seinen unerschütterlichen Einsatz in Sachen Nationalpark.
Quelle: Main-Echo, 25.11.2016
http://www.main-echo.de/regional/kreis-main-spessart/art4016,4323547