Naturschützer warnen vor einem Bestandsrückgang bei Singvögeln und appellieren an Landwirte, weniger Pestizide einzusetzen

Kurzfristige Schwankungen bei der Sichtung von Singvögeln im Winter sind nach Einschätzung von Naturschützern kein Grund zur Sorge. Langfristig aber muss bei vielen Vogelarten mit einem weiteren Bestandsrückgang gerechnet werden, wenn die Intensivierung der Landwirtschaft weiter voranschreitet. So lautet das Ergebnis einer Umfrage bei Naturschützern und Ornithologen in Hessen und Rheinland-Pfalz.

Möglicherweise finden viele Vogelarten in dem bislang schneearmen Winter noch reichlich Nahrung in den Wäldern, so dass sie bislang erst in geringer Zahl in die Siedlungen kommen. Ein anderer Grund könnte eine unterdurchschnittliche Brutsaison 2016 gewesen sein. Dies würde sich mit der Zeit wieder ausgleichen - wenn es nicht auch längerfristig wirksame Veränderungen im Lebensraum der heimischen Singvögel gäbe. Dazu gehören die stetige Verringerung von Grün- und Brachflächen und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.

Vor einer bundesweiten Zählaktion von Wintervögeln an diesem Wochenende erklärten die Sprecher der Landesverbände des Naturschutzbunds (Nabu), dass die Ergebnisse diesmal mit besonderem Interesse erwartet würden. Im vergangenen Jahr beteiligten sich in Hessen rund 5000 Menschen und meldeten 145 000 Vogelsichtungen.

Wenn bei Frost die Nahrung knapp wird, gehen Vögel auf Suche nach Futter in Vorgärten oder auf Balkonen. Für seine Zählaktion "Stunde der Wintervögel" macht der Nabu auf 35 Vogelarten aufmerksam, die an Futterplätzen erwartet werden können. Ihr Reigen reicht von der Amsel bis zum Zaunkönig. Darunter sind auch zunehmend seltene Singvögel wie der Stieglitz oder Distelfink, die Goldammer und der Feldsperling. Meisen, Sperlinge und Finken gehören zu den Körnerfressern. Auf Insekten und Früchte sind unter anderem Amseln, Drosseln und Rotkehlchen angewiesen. Insgesamt gehören rund 4000 Arten zur Unterordnung der Singvögel.
Quelle: Frankfurter Rundschau, 06.01.17
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