Auf großes Interesse stieß am Mittwoch der Vortrag von Dr. Henk Tennekes, (Experimental Toxicology Services Nederland), zum Einsatz von Pestiziden. Im Saal der Gaststätte „Meta“ in Hesel mussten zusätzliche Stühle aufgestellt werden, damit jeder der rund 200 Besucher einen Sitzplatz erhielt. Die Vorsitzende des Kreis-Imkerverbandes, Almuth Janßen aus Hesel, war als Veranstalterin „schlicht erschlagen von der großen Resonanz“, wie sie sagte. Tennekes stellte seine in jahrelanger Forschung ermittelten Untersuchungsergebnisse in wissenschaftlicher Form mit vielen Daten und Tabellen dar. Er erläuterte diese aber sehr anschaulich und zeichnete damit ein „Horrorszenario“, verbunden mit der dringenden Aufforderung, die giftigen Substanzen aus dem Verkehr zu ziehen. Ein Überleben der Menschheit werde sonst nicht möglich sein, so der Experte. Die Landwirtschaft, die laut Tennekes über Tausende von Jahren ohne chemische Mittel ausgekommen sei, setze Pestizide ebenso wie viele Bürger erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs ein. Bereits in den 50er und 60er Jahren hätten Wissenschaftler auf die katastrophalen Folgen dieser Entwicklung hingewiesen, aber bis heute kaum etwas erreichen können.
„Bestes Beispiel dafür ist die in den letzten Tagen veröffentliche Mitteilung, dass Glyphosat als nicht krebserregendes Mittel eingesetzt werden darf“, sagte Tennekes. Daran werde deutlich, wie stark die Lobby der chemischen Industrie sei, und wie wenig die Politik und andere Verantwortliche den wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Folgen vertrauten. – „ohne Berücksichtigung der Auswirkungen auf das Leben auf unserem Planeten“. Die wenigsten Menschen machten sich Gedanken über ihre Nahrung und die Vielfalt in der Natur. Lebensmittel sollten günstig sein, obwohl Geld vorhanden ist. Zwar lägen toxikologische Beweise vor, diese würden aber nur von wenigen Interessierten ernst genommen: „Die Masse jedoch interessiert sich nicht dafür – und das wird der Natur und Menschheit letztlich zum Verhängnis werden“, so Tennekes. Die Wirkung krebserregender Substanzen bleibt – laut Tennekes – auch bei kleinsten Dosen auf Lebenszeit irreversibel bestehen und summiert sich mit der Wirkung späterer Gaben, bis sich Geschwülste entwickelten. Dies sei nach jahrelangen Untersuchungen wissenschaftlich nachgewiesen. Tennekes belegte das anhand vieler Untersuchungsergebnisse. Die Neonicotinoide (Nervengifte) seien in niedriger Dosierung nicht unmittelbar tödlich, hätten aber langfristig eine zerstörerische Wirkung. Sie könnten bei Bienen innerhalb von 24 Stunden zum Tode führen. Neonicotinoide bauen sich den Ausführungen zufolge in der Umwelt nur schlecht ab, werden aber durch Wasser ausgewaschen und verbreiten sich damit im Oberflächenwasser und im Grundwasser und werden dort zur Gefahr für unzählige Organismen. Bei Messungen in Holland seien erhöhte Werte festgestellt worden, die nach Messungen im Jahre 2010 zum Beispiel in Amsterdam um das 700-fache, in Noorderwijkerhout (Blumenanbau) um das 40000-fache und in Boskoop (Baumzucht) um das 14500-fache überschritten wurden. Zuerst seien Würmer und Insekten betroffen, doch der Schaden setzt sich Tennekes zufolge in der Nahrungskette fort. Der Boden wird bei fehlenden Würmern nicht mehr durchgearbeitet, alle in Nahrungsbeziehungen stehenden Tiere wie Vögel stürben aus. „In den Niederlanden und in vielen Teilen der Bundesrepublik hat sich im Zeitraum von 1989 bis 2013 die Zahl der Vögel und Insekten um rund 75 Prozent verringert“, so der Experte.
Quelle: Ostfriesen-Zeitung, 24.03.17
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