Seit vielen Jahren warnt Paul Nothers eindringlich vor dem Insektensterben

Paul Nothers ist ein Mann, der genau hinschaut. Lange bevor die Grünen ihr Augenmerk auf den Umweltschutz legten, setzte sich der graduierte Landwirt und passionierte Jäger schon für Umwelt- und Naturschutz ein. Seit vielen Jahren warnt er eindringlich vor dem Insektensterben und dem Einsatz von Herbiziden und Pestiziden, allen voran Neonikotinoide und Glyphosat. Heute wird er 85 Jahre alt.

Seit mehr als 55 Jahren lebt er mit seiner Ehefrau Hildegard, Kindern und Enkelkindern auf dem Hof seiner Familie in Hinterorbroich. Als er dort hinzog, war die Welt nach seinen Worten noch in Ordnung. „Insekten überall, Wild, Hasen, Kaninchen, Rebhühner und Fasane im Überfluss. Singvögel hörte und sah man ständig. Wer eine längere Fahrt im Auto unternahm, musste bald seine Windschutzscheibe von Insekten säubern.“ Das ist lange her. Längst steht eine Fülle von Tierarten kurz vor dem Aussterben.

Den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft verfolgt er schon lange mit großer Sorge. 1962 erschien in den USA der Ökobestseller von Rachel Carson „Der stumme Frühling“. Darin beschrieb die Autorin den Beginn einer Ökokatastrophe durch neue Pestizide auf DDt-Basis und damals neue Herbizide wie Agent Orange. „Viele dieser tödlichen Gifte wurden in den letzten Jahrzehnten verboten.

Für ihn steht Deutschland heute vor einer ähnlichen Katastrophe – nur viel gefährlicher, „da wir nicht massenweise tote Vögel sehen.“ Sie verschwinden ebenso wie die Insekten sang- und klanglos. Der Einsatz neuartige Pestizide in der Landwirtschaft wie Neonikotinoide sind – nicht nur für ihn – der Grund dafür. Der niederländische Toxikologe Henk Tennekes hat in seiner Veröffentlichung „Das Ende der Arten-Vielfalt: Neuartige Pestizide töten Insekten und Vögel“ den Zusammenhang aufgegriffen. Diese Insektizide werden längst zur Saatgutbehandlung eingesetzt, ihr Gift wandert in der aufkeimenden Pflanze vom Stängel bis in die Blüten und Pollen. „Jedes Insekt, das dann davon nascht, stirbt.“

Dass der Rückgang der Insekten keine bloße Vermutung ist, hat der Entomologische Verein in einer über Jahrzehnte dauernden Beobachtung und Zählung inzwischen nachgewiesen. Nothers stellte dem Verein 1989 als erstes sein Grundstück zur Verfügung. Eine brisante Veröffentlichung im Fachmagazin „Plos One“ von Wissenschaftlern aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden hat jetzt vor kurzem den Beweis erbracht, dass die Insekten-Population in den vergangenen 27 Jahren um knapp 80 Prozent zurückgegangen ist. Wissenschaftler hatten die Beobachtungen des Krefelder Vereins ausgewertet.

Quelle: Westdeutsche Zeitung, 03.12.17
http://www.wz.de/lokales/krefeld/die-natur-liegt-ihm-am-herzen-1.2568994