Dramatischer Rückgang der Auerhuhnpopulation im Schwarzwald

Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) gilt als Indikator artenreicher, lichter, von Nadelbäumen dominierter Wälder und besiedelt weltweit noch ein großes Areal. In West- und Mitteleuropa sind allerdings viele Verbreitungsgebiete isoliert und meist auf (Mittel-) Gebirgszüge begrenzt, viele Populationen sind bereits verschwunden oder stark zurückgegangen. Im Schwarzwald, Südwest-Deutschland, wurde die Auerhuhn-Population erstmals 1971 mittels flächendeckender Balzplatzzählungen geschätzt. Seit 1983 wurden diese Zählungen jährlich durchgeführt und dokumentiert.

Zudem wurden seit 1988 im 5-Jahres Turnus alle Auerhuhn-Nachweise zusammengetragen um das Verbreitungsgebiet der Art zu bestimmen. Über den gesamten Erfassungszeitraum ist ein dramatisch negativer Populationstrend zu verzeichnen: Die Zahl balzender Hähne sank von 570 Hähnen im Jahr 1971 auf nur noch 167 Hähne im Frühjahr 2018. Die seit 1993 räumlich erfassten Daten zeigen, dass der stärkste Rückgang im Baarschwarzwald (von 48 Hähnen 1993 auf 8 Hähne 2018) und im Südschwarzwald (von 160 Hähnen 1993 auf 26 Hähne 2018) stattfand. Die Teilpopulation im Mittleren Schwarzwald blieb mit 11 Hähnen relativ stabil. Im Nordschwarzwald nahm die Anzahl der Hähne nach 1993 zunächst zu (von 130 1993 auf 197 2008), um dann wieder abzunehmen (122 Hähne 2018).

Auch das Verbreitungsgebiet des Auerhuhns im Schwarzwald wurde deutlich kleiner: es schrumpfte von 606 km2 im Zeitraum zwischen 1989 und 1993 auf 344 km2 im Zeitraum zwischen 2014 und 2018. Dieser Verbreitungsrückgang erfolgte in allen Teilgebieten, der größte Rückgang fand jedoch im Baarschwarzwald statt. Mögliche Rückgangsursachen sind eine Verschlechterung der Lebensraumbedingungen durch Verdunkelung und Vorratsanreicherung der Wälder aufgrund veränderter forstwirtschaftlichen Nutzung, eine Zunahme an Prädatoren, der Klimawandel und eine stetige Zunahme anthropogener Störungen.

Quelle:
Joy Coppes, Judith Ehrlacher, Gerrit Müller, Klaus Roth, Karl-Eugen Schroth, Marc Förschler, Veronika Braunisch und Rudi Suchant. Vogelwarte 57, 2019: 115 – 122